Die KI kommt, wenn wir gehen: Wie Chatbots das Trauern verändern

Künstliche Intelligenz prägt nicht nur, wie wir arbeiten und lernen, sondern zunehmend auch, wie wir Abschied nehmen. Immer mehr Menschen greifen nach dem Verlust eines Angehörigen auf Chatbots zurück, um Nachrufe und Trauerreden zu verfassen.

Foto: Yana Iskayeva / Getty Images

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Künstliche Intelligenz prägt nicht nur, wie wir arbeiten und lernen, sondern zunehmend auch, wie wir Abschied nehmen. Immer mehr Menschen greifen nach dem Verlust eines Angehörigen auf Chatbots zurück, um Nachrufe und Trauerreden zu verfassen.

So auch Jeff Fargo aus Nevada: Zwei Tage nach dem Tod seiner Mutter war er emotional überfordert. Freunde baten ihn um einen Nachruf – Fargo wandte sich an ChatGPT. Er schilderte das Leben seiner Mutter, schrieb über ihre Stärke als alleinerziehende Mutter und ihre Liebe zu Hunden. Der Chatbot formulierte daraus einen berührenden Nachruf, der schließlich in der Lokalzeitung erschien. „Ich war nicht in der Verfassung, meiner Mutter das zu geben, was sie verdient hätte. Die KI hat es für mich getan“, sagte Fargo.

Beerdigungsinstitute setzen inzwischen gezielt KI-Tools ein, um Familien bei Nachrufen und Reden zu unterstützen. Die Software "Passare" hat laut Anbieter bereits zehntausende Nachrufe verfasst. Start-ups wie "CelebrateAlly" bieten ähnliche Dienste an. Gründerin Sonali George sieht darin einen Weg, „Menschen in schwierigen Momenten zu entlasten und trotzdem emotionale Texte zu schaffen“.

Doch der Trend spaltet: Kritiker warnen vor einer „Verflachung der Trauerkultur“. Eine KI könne die Tiefe menschlicher Erinnerungen nicht erfassen, sagt Irina Raicu von der Santa Clara University. „Ein maschinell geschriebener Nachruf klingt oft glatt – aber er hat nicht die Stimme des Trauernden.“

Befürworter hingegen sehen praktische Vorteile: Wer im Schock des Verlusts steckt, ist oft überfordert. KI kann erste Entwürfe liefern, die Angehörige dann persönlich anpassen. Auch Begräbnisunternehmer schätzen die Effizienz: „Es spart Zeit und gibt den Familien trotzdem Raum für Individualität“, sagt Walker Posey, Sprecher des US-Friedhofsverbands.

Die Frage bleibt: Erleichtert KI das Trauern – oder entfremdet sie uns vom Menschlichsten überhaupt?

Credit: Grok