Banksying: Wie ein neuer Dating-Trend Herzen bricht

Als der britische Street-Art-Künstler Banksy sein Werk „Girl with Balloon“ bei einer Auktion halb schreddern ließ, sprach die Kunstwelt von einem genialen Coup. Nun dient genau dieser Moment als Metapher für einen Dating-Trend.

Foto:  Steve Christo/Corbis via Getty Images

Foto: Steve Christo/Corbis via Getty Images

Das Verhalten das zwar uralt ist, aber jetzt unter einem neuen, modischen Etikett vermarktet: „Banksying“.Der Begriff kursiert seit kurzem in sozialen Netzwerken und wurde zuerst in den USA als Teil des sogenannten „toxic dating vocabularies“ bekannt. Wie beim „Ghosting“ – also dem plötzlichen Kontaktabbruch – oder „Breadcrumbing“, dem Hinhalten ohne Absicht, sich wirklich zu binden, handelt es sich auch beim „Banksying“ nicht um einen tatsächlichen Trend, sondern um ein bekanntes Beziehungsmuster in neuem sprachlichem Gewand.

Das Verhalten beim „Banksying“ lässt sich so beschreiben: Eine Person distanziert sich schleichend emotional, vermeidet offene Kommunikation über bestehende Probleme, gibt sich nach außen hin aber weiterhin harmonisch – bis sie plötzlich den Kontakt kappt und die Beziehung beendet. Die Parallele zur Banksy-Aktion: Das abrupte, unerwartete Ende, das den Partner völlig unvorbereitet trifft, vergleichbar mit dem Überraschungsschredder in der Sotheby’s-Auktion.

Das Werk wurde später unter dem neuen Namen „Love is in the Bin“ für über 21 Millionen Euro verkauft. Die neue Wortschöpfung allerdings dürfte weniger langfristigen Wert besitzen.

Moderne Sprachakrobatik oder bloße Ablenkung?

Die Kritiker dieses Begriffs lassen nicht lange auf sich warten. In Kommentaren auf Standard.at äußern sich Leser entnervt über das Aufkommen immer neuer Anglizismen für altbekannte Muster. Die inflationäre Etikettierung von schlechtem Beziehungsverhalten könne auch dazu dienen, Verantwortung abzugeben, anstatt Konflikte ehrlich auszutragen. Der Begriff selbst sei, so ein Posting, „dem Künstler Banksy nicht würdig – und der menschlichen Reife auch nicht“

Auch wird angemerkt, dass solche Begriffe zwar Aufmerksamkeit erzeugen, aber wenig zur Lösung beitragen. Wer keine Konflikte austrägt, sondern sich davonstiehlt, entzieht sich der Verantwortung – egal wie kreativ man dieses Verhalten benennt.

„Banksying“ ist kein neuer Trend, sondern ein neues Wort für ein altes Problem: die mangelnde Bereitschaft zur ehrlichen Kommunikation. Ob der Begriff bleibt oder so schnell verschwindet wie manche Partnerschaften, wird sich zeigen. Sicher ist nur: Banksy selbst würde das wohl mit einem lakonischen Graffito kommentieren – und dann weiterziehen.