Die Ursache für dieses Problem sind strikte Sicherheitsvorgaben und ein generelles Verbot, auf KI-basierte Übersetzungsprogramme wie ChatGPT oder andere ausländische Anbieter zuzugreifen – aus Sorge vor dem Abfluss streng geheimer Informationen.
Statt digitaler Hochgeschwindigkeit setzt der Auslandsgeheimdienst weiterhin auf menschliche Übersetzer, berichtet die BILD. Der interne „Sprachendienst“ beschäftigt nach Informationen aus Sicherheitskreisen mehrere Hundert Fachkräfte, teils fest angestellt, teils auf Honorarbasis. Sie müssen abgehörte Gespräche, abgefangene E-Mails, Dossiers und andere Dokumente rechtssicher übertragen – ein Prozess, der je nach Umfang Wochen dauern kann.
Das Problem: Die tägliche Datenmenge ist gigantisch. Abhörstationen wie im bayerischen Bad Aibling schneiden jeden Tag Hunderte Gespräche mit und fangen zahllose Nachrichten aus aller Welt ab. Hinzu kommen Berichte menschlicher Quellen – oft seitenlange Dokumente, deren Brisanz erst nach einer Übersetzung erkennbar wird.
Besonders kritisch ist die sogenannte „Vorbewertung“: In dieser Phase wird entschieden, welche Inhalte dringend übersetzt werden müssen. Insider warnen, dass hier wegen Zeitdruck und Informationsflut relevante Hinweise verloren gehen können - mit potenziell gravierenden Folgen für die Sicherheit.
Zwar nutzt der BND eigene Softwarelösungen und sogenannte CAT-Tools (Computer Assisted Translation), entwickelt in Kooperation mit deutschen Unternehmen. Doch diese dienen bislang nur als grobe Orientierungshilfe und sind weit entfernt von der Präzision moderner KI-Systeme. Seit mehr als 20 Jahren wird an der Optimierung dieser Programme gearbeitet, doch der Durchbruch lässt auf sich warten.
Die Folge: Strenge Priorisierung, intensives Aussieben und ein akuter Bedarf an zusätzlichen Kräften. Auf seiner Website sucht der BND aktuell „selbstständige Übersetzerinnen und Übersetzer (m/w/d) auf Honorarbasis“.
Während andere Länder längst KI-gestützte Systeme unter strengen Sicherheitsstandards einsetzen, bleibt der deutsche Geheimdienst im Übersetzungsprozess weitgehend analog. Das mag den Schutz geheimer Informationen sichern, könnte aber im Ernstfall wertvolle Zeit kosten. Zeit, die bei Bedrohungslagen oft entscheidend ist.
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