Datenschützer warnen: YouTube lässt die KI unser Alter bestimmen

YouTube lässt jetzt eine KI über Ihr Alter urteilen – wer als Teen eingestuft wird, muss intime Daten hochladen. Datenschützer schlagen Alarm, Nutzer rufen bereits zum Boykott auf.

 Jonathan Raa/NurPhoto via Getty Images

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YouTube will in den USA mit Künstlicher Intelligenz (KI) das Alter seiner Nutzer schätzen. Ziel ist es, Minderjährige vom Zugriff auf nicht jugendfreie Inhalte abzuhalten. Die Technologie soll anhand des Nutzungsverhaltens – etwa der angesehenen Videos, Suchbegriffe oder der Kontoaktivität – ermitteln, ob jemand unter 18 ist, unabhängig vom angegebenen Geburtsdatum.

Zunächst wird das System nur mit einer begrenzten Zahl US-amerikanischer Nutzer getestet, ein weltweiter Rollout ist in den kommenden Monaten geplant. Wird ein Nutzer von der KI als minderjährig eingestuft, aktiviert YouTube automatisch bestehende Jugendschutzfunktionen: Einschränkungen bei sensiblen Inhalten wie Gewalt- oder Erotikvideos, veränderte Empfehlungen, Erinnerungen an Pausen, ein Stopp wiederholter Inhalte und deaktivierte personalisierte Werbung.

Im Zweifel muss ein amtlicher Ausweis gezeigt werden

Erwachsene, die fälschlicherweise als Teenager erkannt werden, müssen ihr Alter durch Vorlage eines amtlichen Ausweises, einer Kreditkarte oder eines Selfies nachweisen. Gerade dieser Punkt sorgt für Kritik. Datenschützer warnen vor der Weitergabe sensibler Informationen an die Google-Tochter. Die Anwältin Suzanne Bernstein vom Electronic Privacy Information Center sagte dem Tech-Portal Ars Technica, die Skepsis gegenüber einem Einspruchsverfahren mit der Pflicht zur Abgabe „wirklich sensibler persönlicher Daten“ sei „völlig nachvollziehbar“.

YouTube betont, dass weder Ausweis- noch Kreditkartendaten zu Werbezwecken genutzt und diese nicht dauerhaft gespeichert würden. Man setze „die weltweit fortschrittlichsten Sicherheitsverfahren“ zum Schutz der Nutzerdaten ein. Kritiker zweifeln dennoch, ob die neuen Maßnahmen nicht eher zu Fehlalarmen und zusätzlicher Datensammlung führen – und haben in sozialen Netzwerken bereits den Hashtag #boycottyoutube gestartet.