Der Elektroauto-Sektor hatte es letztes Jahr in Europa nicht leicht. Der Verkauf von batteriebetriebenen Fahrzeugen blieb nicht nur hinter den optimistischen Erwartungen und Prognosen zurück, sondern rutschte sogar in die roten Zahlen. Er ging um 1,3 Prozent zurück.
Im Jahr 2024 sollten Elektrofahrzeuge bis zu einem Fünftel der verkauften Autos in der Europäischen Union ausmachen. Die Realität sah jedoch so aus, dass sie nur 13,6 Prozent des Marktes ausmachten.
Dafür war eine Kombination mehrerer Faktoren verantwortlich, aber der Hauptgrund war offenbar die Kürzung der großzügigen Förderprogramme für Verbraucher, die sich für den Kauf eines „emissionsfreien” Autos entschieden hatten, in den einzelnen Ländern der Union. Die Verbraucher zögerten lieber, um auf neue Modelle zu günstigeren Preisen zu warten.
Es wurde erwartet, dass sich die Lage mit der Zeit stabilisieren würde und nach dem erfolglosen Jahr 2024 eine gewisse Erholung und Rückkehr zum alten Zustand eintreten würde.
Diese findet derzeit in relativ großem Stil statt. Auch wenn batteriebetriebene Elektroautos auch in diesem Jahr keinen Marktanteil von 20 Prozent erreichen werden, ist die Zahl von 15,6 Prozent in den ersten sieben Monaten des Jahres dennoch eine respektable Bilanz.
Chinas Weg zur Dominanz
Das Wachstum im europäischen Segment der Elektromobilität wird von chinesischen Autoherstellern angeführt. Nicht, dass die europäischen Hersteller ausgesprochen erfolglos wären, aber noch zu Beginn dieses Jahres sah es ganz anders aus, und die Erholung wurde ausschließlich von einheimischen Herstellern vorangetrieben. Die Agentur Bloomberg berichtete im Frühjahr, dass im Februar nur 6,9 Prozent der von chinesischen Unternehmen hergestellten Elektrofahrzeuge in der EU zugelassen waren, was den niedrigsten Stand seit Februar 2023 darstellte.
Heute erreicht ihr Marktanteil jedoch ein Zehntel. Im Juni übertraf er sogar (10,6 Prozent) und erreichte den höchsten Stand seit der Zeit kurz vor der Einführung hoher Zölle auf Importe von Elektroautos aus dem Land des Drachen in die EU.
Das Unternehmen BYD ist besonders erfolgreich und verkaufte im Juli fast 9.700 Autos in der Union, mehr als dreimal so viel wie vor einem Jahr (3.165). Der Autohersteller hat bereits mehr als ein Prozent des Marktes erobert. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres stiegen seine Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr um das Dreieinhalbfache.
Bloomberg merkt an, dass der Druck Chinas auf den europäischen Markt zunimmt, da im Land des Drachen ein Preiskampf im Elektrobereich tobt. Und der reiche amerikanische Markt ist für China praktisch geschlossen. Der alte Kontinent, auf dem chinesische Modelle trotz Zöllen mit günstigen Preisen und guter Qualität erfolgreich konkurrieren können, ist daher sehr attraktiv.
Laut der Agentur machen chinesische Autos bereits 5,3 Prozent der in der Union verkauften Fahrzeuge aus, wobei dies der dritte Monat in Folge war, in dem die Fünf-Prozent-Marke überschritten wurde.
Das Aushängeschild der chinesischen Hersteller sind jedoch nicht batteriebetriebene Autos, sondern vor allem solche mit Hybridantrieb. Die Chinesen haben in diesem Segment im Juli fast zehn Prozent des Marktes erobert, während ihr Anteil vor einem Jahr noch nahe Null lag. Sie haben somit maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses Segment in der Union stark wächst.
Der Grund für Chinas Fokus auf Hybridfahrzeuge ist einfach: Die von Brüssel auf chinesische Elektroautos mit Batterieverstärkung erhobenen Zölle gelten für sie nicht. Die Hersteller haben daher ihr Angebot in diesem Segment rasch ausgebaut.
Aus dem gleichen Grund (Umgehung der Zölle) beginnen sie, ihre Produktion direkt in Europa anzusiedeln. BYD baut derzeit Fabriken in Ungarn und der Türkei, Chery hat das ehemalige Nissan-Werk in Barcelona wiederbelebt und erwägt auch eine Produktion im Vereinigten Königreich. Der europäische Konzern Stellantis arbeitet wiederum mit Leapmotor zusammen, um gemeinsam Elektroautos in Spanien zu produzieren.
Tesla läutet in Europa die Totenglocke
Während sich die chinesischen Tentakel über den alten Kontinent ausbreiten, verliert der amerikanische Pionier der Elektromobilität in Europa an Atem.
Der Absatz von Tesla-Fahrzeugen ist in diesem Jahr bisher um 43,5 Prozent niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Marktanteil des Unternehmens ist deutlich unter ein Prozent geschrumpft.
Obwohl der amerikanische Hersteller mit Verbesserungen aufwartet, hinkt er preislich hinter den Chinesen hinterher. Während chinesische Marken mit Preis und Verfügbarkeit punkten, setzt Tesla auf ein Premium-Image.
Und genau das hat ihr Chef in Europa zu ruinieren begonnen. Elon Musk hat sich im Winter mehrfach zur politischen Lage in Deutschland geäußert.
Ende Dezember schrieb er im sozialen Netzwerk X, dass „nur die AfD Deutschland retten kann“ – die gegen Einwanderung und euroskeptische rechte Partei. Später forderte er die Deutschen sogar auf, sie bei den vorgezogenen Wahlen am 23. Februar zu wählen.
Gerade in diesen Monaten begannen die Verkaufszahlen von Tesla stark zu fallen.
Obwohl Musk das Recht auf seine eigene Meinung nicht verwehrt werden kann, muss er nun die Konsequenzen seiner Entscheidung tragen. Denn wenn sich das Geschäft zu sehr mit Politik oder Ideologien vermischt, schmeckt der resultierende Cocktail möglicherweise nicht besonders gut.