Trotz drohenden Überangebots hat die Opec plus ihre Produktion erneut erhöht. Beobachter sehen mehrere Gründe, warum der Ölpreis dennoch stabil bleibt.
Die Ölallianz kündigte an, ab Oktober zusätzlich 137.000 Barrel pro Tag zu fördern. Insgesamt sollen 1,66 Millionen Barrel, die seit 2023 vom Markt genommen wurden, wieder zurückkehren. Schon in den vergangenen Monaten waren 2,2 Millionen Barrel pro Tag zusätzlich auf den Markt gelangt. Obwohl viele Experten von einem Überangebot sprechen, kletterte der Preis für Brent-Öl am Montagvormittag um bis zu 1,5 Prozent. Seit Wochen pendelt er zwischen 65 und 70 US-Dollar pro Barrel.
Eine Erklärung für die Entwicklung sehen Analysten in massiven Ölkäufen Chinas. Das Land soll täglich bis zu 1,2 Millionen Barrel für seine strategischen Lagerbestände erwerben. Offizielle Daten veröffentlicht Peking zwar nicht, doch dieser verdeckte Nachfragepuffer verhindert bislang, dass sich prognostizierte Überschüsse auch in vollen OECD-Lagern niederschlagen. Hinzu kommt, dass Förderländer wie Saudi-Arabien einen Teil der zusätzlichen Mengen selbst verbrauchen – im Sommer stieg der Energiebedarf für Kühlung stark an, die Exporte gingen zurück.
Zweifel an tatsächlicher Kapazität
Fachleute verweisen zudem darauf, dass einige Opec-plus-Mitglieder ihre Quoten kaum erfüllen können. „Die freie Produktionskapazität konzentriert sich großteils auf Saudi-Arabien“, schreibt das Oxford Institute for Energy Studies. Damit könnten die angekündigten zusätzlichen Mengen geringer ausfallen als geplant. Andere Staaten wie Kasachstan fördern dagegen mehr als vereinbart – Beobachter werten die jüngsten Produktionsschritte daher auch als Signal zur Disziplin innerhalb des Kartells.
Konkurrenz außerhalb der Opec
Parallel dazu wächst die Förderung in Nicht-Opec-Ländern. Brasilien, die USA, Kanada und Guyana melden Rekordmengen. Für 2026 erwartet die Internationale Energieagentur ein zusätzliches Angebot von einer Million Barrel pro Tag. „Für zusätzliche Opec-Barrels ist da eigentlich kein Platz“, warnt Vontobel-Expertin Kerstin Hottner.
Analysten gehen deshalb von sinkenden Preisen in den kommenden Monaten aus. Goldman Sachs prognostiziert bis Ende 2026 Ölpreise im Bereich von 50 US-Dollar. Erst ab 2027 könnte der Preis wieder anziehen. Für Österreich bedeutet das: Treibstoff könnte kurzfristig billiger werden, während Unternehmen wie die OMV stärker von Preisschwankungen am Weltmarkt betroffen sind.