Österreichs Dreierkoalition und auch alle anderen Regierungen in der EU befürchten deutlich negative Auswirkungen durch die neuen US-Zölle. Doch nun gibt eine neue Studie etwas Hoffnung, dass die Belastung durch diese oktroierten Handelsbedingungen nicht ganz allein die Europäer trifft.
US-Präsident Donald Trump sieht in Strafzöllen ein machtvolles Instrument, das nach seiner Meinung ausschließlich Vorteile für die USA bringt. Kritikern jedoch – selbst in den eigenen Reihen – widerspricht er regelmäßig mit scharfen Worten. Jüngstes Beispiel: Jan Hatzius, Chefökonom von Goldman Sachs, der Trumps Politik skeptisch bewertete. „Sie lagen falsch, genauso wie in vielen anderen Dingen“, sagte Trump vor wenigen Wochen.
Im Kern der Auseinandersetzung stehen die Sonderzölle auf Stahl und Aluminium, die Trump trotz eines Handelsabkommens mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im August nicht zurücknahm. Während einige Zölle gesenkt wurden, bleiben die Abgaben von bis zu 50 Prozent auf zahlreiche Produkte bestehen – und wurden sogar ausgeweitet. Betroffen sind Waren im Wert von 35 Milliarden Dollar aus der EU, davon allein 14,4 Milliarden aus Deutschland.
Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) kommt nun aber zu dem Schluss: Die Hauptlast tragen nicht die europäischen Exporteure, sondern die US-Verbraucher und Unternehmen. Denn in vielen Bereichen – von Reaktor-Teilen bis zu Kranwagen – sind die USA stark auf europäische Lieferungen angewiesen. Bei bestimmten Spezialgütern stammen bis zu 100 Prozent der US-Importe aus der EU. Diese Abhängigkeit erlaubt es europäischen Produzenten, die zusätzlichen Zollkosten direkt an ihre Kunden in den USA weiterzugeben, berichtet aktuell das Handelsblatt.
Höhere Kosten für viele US-Unternehmen
Ökonomen wie Andreas Baur vom Ifo-Institut warnen jedoch: Auch wenn die Abgaben faktisch auf US-Käufer übergehen, entstehen erhebliche Verzerrungen. Amerikanische Unternehmen, die auf Vorprodukte aus Europa angewiesen sind, sehen sich mit höheren Kosten konfrontiert. Dies schwächt ihre Wettbewerbsfähigkeit – ein Effekt, den auch Studien zum Handelskrieg zwischen den USA und China in Trumps erster Amtszeit bestätigten. Schon damals zeigte sich: Chinesische Exporteure senkten ihre Preise nicht, die US-Seite trug die Hauptlast.
Forscher des „National Bureau of Economic Research“ sehen zwar eine gewisse Reduzierung des US-Handelsbilanzdefizits durch die Strafzölle, betonen jedoch, dass diese Effekte die negativen Folgen nicht ausgleichen können. Kurzfristig mag Trumps Politik symbolisch Stärke demonstrieren – langfristig droht sie jedoch, die eigene Wirtschaft stärker zu belasten als die ausländische Konkurrenz.
Trumps Behauptung, die Zölle seien ausschließlich ein Gewinn für die USA, dürfte nicht richtig sein. Die Realität zeigt: Die Rechnung zahlen in erster Linie amerikanische Unternehmen und Konsumenten.
Der Link zum Bericht des Handelsblatts: Handelspolitik: „Zoll-Last dürfte bei US-Käufern liegen“