"Das völlig Neue an diesem Job ist, dass ich nun die Rolle eines Weltführers innehabe. Da musste ich sehr rasch ins kalte Wasser springen.“ Leo XIV. hat sein erstes Exklusivinterview seit seiner Wahl zum Papst am 8. Mai gegeben. Anlässlich seines 70. Geburtstags am Sonntag wurden jetzt die ersten Auszüge daraus veröffentlicht.
Darin spricht Leo XIV. über seine Erfahrung als erster US-geborener Papst und als erster Papst mit peruanischer Staatsbürgerschaft. „Ich bin natürlich Nordamerikaner und fühle mich sehr als solcher, aber ich liebe Peru ebenfalls sehr, das peruanische Volk, das ist ein Teil von mir. Die lateinamerikanische Perspektive ist für mich sehr wertvoll. Das zeigt sich auch in der Wertschätzung, die ich für das Leben der Kirche in Lateinamerika habe, was meines Erachtens sowohl in meiner Verbindung zu Papst Franziskus als auch in meinem Verständnis von dessen Vision für die Kirche von Bedeutung ist und wie wir diese fortsetzen können, um eine wahre prophetische Vision für die Kirche heute und in der Zukunft zu entwickeln."
Zurückhaltend äußerte sich Leo XIV. zugleich über eine mögliche Vermittlerrolle des Vatikans im Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Man müsse unterscheiden zwischen den Rollen des Vatikans als Fürsprecher für Frieden und als Vermittler. Letztere sei "nicht so realistisch wie die erstere". Zugleich zeigte sich der Papst optimistisch über das "Potenzial der Menschheit, Gewalt und Hass zu überwinden, die uns immer mehr auseinandertreiben".
„Problematisch“ sieht der Heilige Vater die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. „Vor sechzig Jahren verdiente ein CEO vielleicht vier- bis sechsmal so viel wie ein Arbeiter. Laut der jüngsten Daten, die ich gesehen habe, erhält er heute 6600-mal mehr als ein durchschnittlicher Arbeiter. Wenn das die einzige Sache ist, die noch Wert hat, dann sind wir in großen Schwierigkeiten …“
Das erste Interview mit Papst Leo XIV. führte die Vatikan-Korrespondentin von "Crux", Elise Ann Allen. Daraus entstand die Biografie "León XIV: ciudadano del mundo, misionero del siglo XXI" (Leo XIV.: Weltbürger, Missionar des 21. Jahrhunderts), die am Donnerstag (18. September) auf Spanisch bei Penguin Peru erscheinen wird und danach in Spanien, Mexiko und Kolumbien erhältlich sein soll. Für Anfang 2026 sind eine englische und eine portugiesische Ausgabe des Buches geplant.