Ein Geschäft für die Republik war die “Spanische Hofreitschule - Lipizzanergestüt Piper”, die eine Gesellschaft öffentlichen Rechts ist und dem Landwirtschaftsministerium untersteht, noch nie. Seit Jahren schon schreibt die altehrwürdige Institution aus dem Michaelertrakt der Hofburg rote Zahlen.
Doch was sich jetzt anlässlich einer Untersuchung durch Prüfer von “PricewaterhouseCoopers” (PwC) offenbarte, gleicht dem Geschäftsgebaren eines schlecht geführten Greißlers. Die Wirtschaftsexperten sollen die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen haben, als sie die Finanzabteilung durchleuchteten.
Dort lagen alte Rechnungen unbearbeitet herum, Exekutionsankündigungen - 700.000 Euro an Forderungen sollen mehr oder minder ignoriert worden sein. Entsprechende Buchungen jedenfalls konnten die Prüfer nicht finden.
Es war der berühmte Tropfen, der das Fass jüngst zum Überlaufen brachte. Der Aufsichtsrat sah keine andere Möglichkeit mehr, als dem seit 2022 fungierenden Geschäftsführer den Laufpass zu geben. Der Standard berichtete zunächst über den Rauswurf.
Interimistisch soll nun eine eheamalige Spitzenbeamtin für Ordnung in der Hofreitschule sorgen: Maria Patek, die in der einstigen Expertenregierung von Kanzlerin Brigitte Bierlein sogar als Ministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus gedient hatte. Die künftige Besetzung des Chefpostens soll ausgeschrieben werden.
Die Hofreitschule sorgte bereits seit Monaten für Schlagzeilen. Eine interne Schlammschlacht gipfelte in einer Strafanzeige des Landwirtschaftsministeriums an die Staatsanwaltschaft. Der schwerwiegende Verdacht: Untreue. Bei Abrechnungen soll es der jetzt gefeuerte Geschäftsführer nicht so genau genommen haben.
Alfred Hudler beteuerte dagegen stets seine Unschuld. Tatsächlich ergaben die Untersuchungen der Wirtschaftsprüfer keinen Nachweis für die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.
Die “gravierenden anderen Verfehlungen”, die jetzt zur Kündigung des Geschäftsführers führten, ließ dieser bislang unkommentiert.
Die Hofreitschule ist die älteste Reitschule der Welt, hervorgegangen aus dem bereits 1565 bekannten "Spanischen Reithstall" (nur Pferde spanischer Abstammung). Die Hauptaufgabe der Spanischen Reitschule bestand neben der Pflege der wiederentdeckten klassischen Reitkunst ("Hohe Schule") in der Erziehung der adeligen Jugend, künftigen Diplomaten und Feldherrn. Die Schule unterstand über den Oberststallmeister direkt dem Kaiser. Die jeweiligen Ersten Oberbereiter rührten die internen Angelegenheiten und waren dem Oberststallmeister für die Ausbildung von Reiter und Pferd verantwortlich.
Mit der Gründung des Gestüts in Lipizza durch Karl von Innerösterreich (1580) kam es zu einer entscheidenden Wende. Wahrscheinlich bereits zu dieser Zeit wurden Lipizzaner verwendet, die Abkommen der ursprünglich spanischen Pferde waren. In Österreich war mit der Einführung spanischer Pferde für die Zucht bereits um 1562 begonnen worden.