Deutschlands wertvollstes Start-up Helsing hat seine Ambitionen für die Zukunft der europäischen Luftfahrt untermauert: In Tussenhausen stellte das Unternehmen den unbemannten Kampfjet „CA-1 Europa“ erstmals in Originalgröße vor. Das Münchner Rüstungs-Start-up will den Erstflug 2027 durchführen und in vier Jahren mit der Serienfertigung beginnen.
Ministerpräsident Markus Söder sprach angesichts des schwarzen Flugzeugkörpers von „Star Wars im Allgäu“ und sicherte Helsing politische Unterstützung zu. „Sie können sich auf meine Hilfe verlassen“, sagte er. Auch Tom Enders, früherer Airbus-Chef und heutiger Aufsichtsratsvorsitzender bei Helsing, wertete das Projekt als „weiteren Meilenstein in der europäischen Luftfahrt“.
Europas Antwort auf die Drohnen-Bedrohung
Helsings Co-Chefs Torsten Reil und Gundbert Scherf sehen ihr Projekt auch als sicherheitspolitische Notwendigkeit. Angesichts zunehmender Drohnensichtungen in Nordeuropa sei es „Zeit, die Abschreckung abzusichern“. Helsing will eine Maschine liefern, die elf Meter lang ist, eine Spannweite von zehn Metern hat, bis zu vier Tonnen transportieren kann und mit Überschallgeschwindigkeit fliegt. Dank Künstlicher Intelligenz soll der Jet sowohl alleine als auch im Schwarm operieren können.
Das Projekt ist nicht nur technologisch, sondern auch wirtschaftlich ein Schwergewicht: Seit seiner Gründung 2021 hat Helsing rund 1,5 Milliarden Dollar Kapital eingesammelt. Erst im Juni steigerte das Unternehmen seine Bewertung von fünf auf zwölf Milliarden Euro und überholte damit den bisherigen Spitzenreiter Celonis. Ein Großteil der frischen Mittel fließt in Forschung und Entwicklung – laut Reil in dreistelliger Millionenhöhe.
Mit der Übernahme des Flugzeugbauers Grob Aircraft im Sommer 2025 ist Helsing nun Komplettanbieter: vom Software-Entwickler zum Hersteller mit eigener Produktionslinie. Das erlaubt es, den Jet künftig auch am firmeneigenen Flugplatz in Tussenhausen zu testen.
Internationale Kunden zeigen bereits Interesse, doch Helsing will den europäischen Markt priorisieren. Enders warnte davor, sich bei unbemannten Systemen auf US-Importe zu verlassen: „Nichts ist falscher, als nur aus dem amerikanischen Regal zu kaufen.“
KI als Schlüsseltechnologie
Helsing setzt stark auf künstliche Intelligenz. Bereits im Juni testete das Unternehmen seinen KI-Agenten „Centaur“ erfolgreich im Gripen-Kampfjet des schwedischen Saab-Konzerns. Diese Software soll auch im „CA-1 Europa“ die zentrale Rolle übernehmen und weitgehend autonome Missionen ermöglichen.
Ein Preis wurde noch nicht genannt, er soll aber nur einen Bruchteil der Kosten eines klassischen Kampfjets betragen. Die „CA-1 Europa“ soll künftig zusammen mit Eurofighter, Tornado und F-35 das Rückgrat der Luftwaffe bilden – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung in einem vernetzten, „mensch-maschinellen Team“.
Seit vergangenem Jahr produziert Helsing zudem eigene Kampfdrohnen. Die HX-1, gemeinsam mit einem ukrainischen Partner entwickelt, befindet sich bereits im Einsatz. Der Nachfolger HX-2 wird von der Bundeswehr getestet.
Mit Projekten wie der „CA-1 Europa“ zeigt Helsing, dass Europa im Rüstungsbereich technologisch nicht zurückfallen muss – vorausgesetzt, die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Für Söder ist klar: „Das hier ist Hightech made in Bayern – und das ist unsere Zukunft.“