Immer mehr junge Täter: Oberster Polizist gegen Jugendkriminalität wird Vize-Präsident in Wien
Der 46-jährige Ministerialrat Dieter Csefan hat das Bewerbungsverfahren um die Nachfolge von Michael Lepuschitz für sich entschieden. Der langjährige Vizepräsident verabschiedete sich im Juli in den Ruhestand. Der designierte Neue führt bislang die Abteilung 3 (Ermittlungen, organisierte Kriminalität) im Bundeskriminalamt und übernahm Anfang 2024 auch die interministerielle Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Jugendkriminalität.
In Wien wird der künftige Vize-Chef alle Hände voll zu tun haben, vor allem, wenn ihm weiterhin die Beseitigung der explodierenden Jugendkriminalität besonders am Herzen liegen sollte. Denn in der Bundeshauptstadt vergeht kaum ein Tag, an dem nicht marodierende Bandenmitglieder, Messerangriffe durch junge Männer, sexuelle Übergriffe auf Mädchen, Autodiebstähle oder Vandalismus für Negativ-Schlagzeilen sorgen.
2024 wurden österreichweit 47.701 Delikte, bei denen die Tatverdächtigen unter 18 Jahre alt waren, angezeigt. Ein Anstieg wurde in der Altersgruppe von 10 bis 14 Jahren festgestellt: Wurden 2015 noch 5.156 Tatverdächtige ausgeforscht, waren es 2024 schon 12.049. Rund 48,2 Prozent der Tatverdächtigen waren nicht österreichische Staatsbürger. Ein ähnlich hoher Anstieg wurde in der Altersgruppe 14 bis 18 Jahre vermerkt. 24.247 Tatverdächtige wurden 2015 ermittelt, wohingegen die Zahl bis 2024 auf 34.806 anstieg. Rund 39,8 Prozent waren nicht österreichische Staatsangehörige.
Besonders die Kriminalität von Kindern im Alter zwischen 10 und 14 Jahren ist aus dem Ruder gelaufen. In dem Wissen, strafunmündig zu sein, scheinen bei manchen Tätern alle Dämme gebrochen. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach unlängst vom "Sorgenkind" der Ermittler und meinte die Verdopplung der Straftaten in dieser Altersgruppe in den vergangenen fünf Jahren. In Österreich wurden etwas mehr als 12.000 Delikte registriert.
Dabei stechen syrische Straftäter besonders hervor. Die Zahl der strafmündigen Jugendlichen hat sich mit 1000 seit dem Jahr 2020 fast verzehnfacht. Der Innenminister führt diese Entwicklung auch auf den Familiennachzug bei Flüchtlingen zurück: Es habe sich gezeigt, dass Schulen, Betreuungseinrichtungen und die Integrationsarbeit schlicht "überfordert" seien.
Der Polizei bereiten sogenannte minderjährige "Systemsprenger" die größten Sorgen, die im Monat bis zu 150 Straftaten pro Verdächtigem begehen. Die Top drei dieser Jugendlichen kommen allein auf mehr als 3000 Delikte. Sehr oft geht es dabei um Eigentumskriminalität, insbesondere um Autodiebstahl.
Wenn die Exekutivbeamten einschreiten, "schreien die Jugendlichen schon, dass ihnen nichts passieren kann, gehen weiter und begehen die nächsten Straftaten", kommentierte dies Dieter Csefan, der oberste Polizist im Kampf gegen Jugendkriminalität. Er meinte etwa 30 Jugendliche, die teilweise gemeinsam oder in Gruppen laufend Straftaten begehen würden.
Die "absolute Belastung", so Csefan, entfalle auf Wien. Das kann er als neuer Vizepräsident hoffentlich bald ändern.