Österreich verändert sich in rasantem Tempo. Laut Statistik Austria lebten Anfang 2025 bereits 1,86 Millionen Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft im Land. Das sind knapp 17 Prozent der Bevölkerung – und der Trend zeigt klar nach oben. Setzt sich die Entwicklung fort, wird in Kürze jeder fünfte Bewohner ein Nicht-Österreicher sein. Damit steht das Land vor tiefgreifenden gesellschaftlichen Fragen, die lange verdrängt wurden.
Noch in den 1980er Jahren galt Österreich als weitgehend homogenes Land. 1985 hatten nur 297.000 Menschen einen ausländischen Pass – gerade einmal 3,9 Prozent der Bevölkerung. Binnen einer Generation hat sich das Bild jedoch dramatisch verändert. Spätestens seit den 1990er Jahren, mit Kriegen im ehemaligen Jugoslawien, der Öffnung Osteuropas und ersten großen Flüchtlingsbewegungen, stiegen die Zahlen sprunghaft. 1994 lag der Ausländeranteil bereits bei 8,4 Prozent. Migration, zuvor ein Randthema, wurde zu einer dauerhaften Belastungsprobe für Politik und Gesellschaft.
Massiver Anstieg in nur wenigen Jahren
Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zuwanderung weiter beschleunigt. 2020 lebten rund 1,49 Millionen Ausländer in Österreich, fünf Jahre später sind es bereits 1,86 Millionen. Innerhalb weniger Jahre kamen also Hunderttausende hinzu – eine Entwicklung, die in der öffentlichen Debatte oft beschönigt oder kleingeredet wird. Einen nicht unwesentlichen Teil zum demografischen Wandel trägt die Geburtenrate bei. Während die Fertilitätsrate (TFR) bei Österreicherinnen bei 1,23 Kinder liegt, bringen Frauen aus der arabischen Welt dreimal mehr Kinder zu Welt - wie statement.at bereits berichtete.

Die größten Gruppen sind heute Deutsche (239.000), Rumänen (156.000), Türken (125.000) und Serben (122.000). Auffällig sind die starken Zuwächse aus Krisengebieten: Die Zahl der Ukrainer wuchs seit 2020 um mehr als 76.000, die der Syrer um über 53.000. Diese Einwanderung verändert die Zusammensetzung der Bevölkerung sichtbar – in den Städten noch stärker als im Bundesdurchschnitt.
Dabei ist der Ausländeranteil nur ein Teil der Realität. Rechnet man die Eingebürgerten hinzu, steigt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund auf knapp 28 Prozent. Mehr als ein Viertel der Einwohner hat damit familiäre Wurzeln im Ausland. Ohne Migration würde Österreichs Bevölkerung schrumpfen, so die nüchterne Analyse der Statistik – doch was für die einen ein demografischer Rettungsanker ist, wird von anderen als schleichender Identitätsverlust empfunden.
Wachsende Skepsis in der Bevölkerung
Die Folgen sind längst spürbar. Laut Erhebungen beurteilt inzwischen fast die Hälfte der in Österreich Geborenen das Zusammenleben mit Migranten als „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“. Noch 2022 lag der Anteil der Skeptiker bei nur einem Viertel. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Stimmung damit dramatisch verschärft.
Auch die Sprachpraxis zeigt Grenzen der Integration. Knapp die Hälfte der Zugewanderten spricht zu Hause überwiegend in der Herkunftssprache, nur ein kleiner Teil ausschließlich Deutsch. Im Freundeskreis liegt der Deutschanteil höher, doch auch hier bleibt der Rückgriff auf die Muttersprache weit verbreitet. Wer in Parallelwelten lebt, integriert sich nicht automatisch, auch wenn ein österreichischer Pass längst in der Tasche steckt.

Hinzu kommt die doppelte Zugehörigkeit: Während drei Viertel der Zuwanderer angeben, sich Österreich verbunden zu fühlen, betont fast die Hälfte zugleich die Bindung an das Herkunftsland. Besonders hoch ist dieser Anteil bei Ukrainern und Somaliern. Das lässt Zweifel offen, ob dauerhafte Loyalität zum neuen Wohnsitzstaat entsteht – oder ob sich ethnische und kulturelle Parallelgesellschaften weiter verfestigen.
Die offizielle Lesart lautet, Österreich brauche Zuwanderung, um den Bevölkerungsrückgang auszugleichen. Doch hinter dieser Statistik steht ein tiefgreifender Wandel: von 3,9 Prozent Ausländeranteil Mitte der 1980er Jahre über 8,4 Prozent in den 1990ern bis hin zu bald 20 Prozent heute. Diese Entwicklung bedeutet nicht nur Zahlen auf dem Papier, sondern den Umbau der Gesellschaft in Rekordgeschwindigkeit. Österreich wird auch in Zukunft nicht ohne Migration auskommen. Die entscheidende Frage lautet jedoch: Wird es gelingen, den sozialen Zusammenhalt zu sichern – oder droht ein Land, in dem das „Wir“ immer stärker in unterschiedliche Gruppen zerfällt?