Der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) liegt der Schriftverkehr zwischen dem deutschen Bundestagsabgeordneten Kay-Uwe Ziegler (AfD) und dem Gesundheitsministerium in Berlin vor. Der Politiker wollte fünf Jahre nach Ausbruch der Pandemie einfach wissen, welchen Impfstatus die amtlich registrierten Corona-Toten in der Bundesrepublik aufwiesen. Ergebnis: Er weiß es immer noch nicht, weil es die deutschen Behörden selbst nicht wissen. Die Datenerfassung in den Gesundheitsämtern wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet.
Laut NZZ-Bericht stellte das Ministerium auf Anfrage des Abgeordneten fest: In den Jahren 2020 bis 2024 wurden 187.000 Todesfälle in Zusammenhang mit Corona erfasst, "rund 39.000 Fälle ungeimpft und rund 33.000 Fälle mindestens einmal geimpft". Was das Schreiben nicht erwähne: Der Großteil der ungeimpften Toten, 36.000 Fälle, fällt in das Jahr 2020, wie ein Abgleich der Ministeriumszahlen mit den Zahlen des Statistischen Bundesamtes ergibt. Dort werden für das Anfangsjahr der Pandemie insgesamt 36.291 Corona-Tote bescheinigt.
Zu dieser Zeit standen in Deutschland aber noch keine Corona-Impfstoffe zur Verfügung. Demnach hätte es also seit Einsetzen der Impfkampagne "nur" noch 3000 umgeimpfte Corona-Opfer gegeben. Impfkritiker könnten darin den Beleg dafür sehen, dass mit dem Zahlenwerk die Wirkungslosigkeit der Massenimpfung belegt wird.
Allerdings ist Vorsicht geboten: Das Gesundheitsministerium schreibt gleichzeitig, dass bei 115.000 Todesfällen der Impfstatus unbekannt sei.
Vermutungen führten zu folgenschweren Entscheidungen
Das bedeutet zumindest: All die rigiden Maßnahmen der Bundesregierung einschließlich der Impfkampagnen beruhte auf unbrauchbarem Datenmaterial, das seriös überhaupt keine Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der Corona-Impfungen zuließ.
Aussagen, wie die schon gebetsmühlenartig vorgetragene von Ex-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), wonach die Ungeimpften eben "besonders die Intensivstationen belegen" oder seinem Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU), wonach es sich um eine "Pandemie der Ungeimpften" gehandelt habe, erscheinen da in einem völlig neuen Licht. Worauf begründeten sie sich? Jedenfalls nicht auf belastbares Zahlenmaterial, es handelte sich wohl eher um Vermutungen der Politiker.
Erst Mitte Juli 2021 - so die NZZ - habe das Gesundheitsministerium verordnet, ab sofort seien die Krankenhäuser bei allen Covid-Opfern verpflichtet, den Impfstatus zu notieren. Um den Erfolg der Impfstoffe besser beurteilen zu können, hatte Minister Spahn das Infektionsschutzgesetz geändert. Doch an den Kliniken nahm man das offensichtlich nicht besonders ernst.
Die lückenhafte deutsche Datenlage zum Impfgeschehen kam auch in einer Studie zur Sprache, die das renommierte Wissenschaftsmagazin Lancet veröffentlichte. In der Untersuchung zur Frage, ob Corona-Impfstoffe schwere Verläufe und Todesfälle verhindern könnten, griffen die Forscher auf Daten aus allen europäischen Ländern zu.
Einzig bei Deutschland notierten sie: "Daten wurden erhoben, waren aber nicht lieferbar." Der NZZ gegenüber verwies das Robert-Koch-Institut auf die Gesundheitsämter: "Die Informationen zum Impfstatus müssen aktiv von den Ämtern ermittelt werden und liegen daher unvollständiger als andere Informationen in den Meldedaten vor."
Der Bericht dazu in der NZZ: Impfstoff-Daten in Deutschland: lückenhafte Zahlen mit Folgen