Er ist mit seiner Firma Dronetech Austria der europäische Drohnenexperte schlechthin – und zugleich auch offizieller Drohnenexperte des Bundesheeres. Doch gefragt zu den aktuellen Vorfällen hat ihn bisher niemand. David Hopf wundert das. Im Gespräch mit Statement.at erklärt er, warum manche Meldungen über „russische Drohnen“ reine Fantasie sind, wieso zivile Modelle keine drei Stunden fliegen können und weshalb er trotzdem kein Freund überzogener Regulierungen ist.
Statement.at: In letzter Zeit häuften sich vermeintliche Vorfälle mit Drohnen. Dabei war etwa im Fall des Münchner Flughafens die Rede von Drohnen, die drei Stunden in der Luft gewesen sein sollen. Welche Geräte haben eine Akkulaufzeit von drei Stunden? Sind wir da im Hobbybereich? Beim Militär? Oder in der Märchenstunde?
David Hopf: Eine Flugdauer von drei Stunden ist mit handelsüblichen zivilen Drohnen schlicht unrealistisch. Selbst professionelle Industrie- oder Einsatzdrohnen bewegen sich realistisch gesehen meist in einem Rahmen von 30 bis 60 Minuten – mit Wechselakkus oder Hybridsystemen etwas länger. Solche Angaben wie „drei Stunden in der Luft“ deuten eher auf eine völlige Fehleinschätzung oder Fehlinterpretation hin.
Diese Flugzeiten sind höchstens bei speziellen VTOL-Drohnen (Senkrechtstartern) möglich, die nach dem Start in einen energieeffizienten Gleit- oder Flächenflug übergehen. Abgesehen von diesen wenigen Spezialentwicklungen – meist im militärischen oder industriellen Bereich – sind derart lange Flugzeiten im zivilen Drohnensektor praktisch ausgeschlossen. Wir selbst haben solche VTOL-Drohnen mit Flugzeiten bis zu drei Stunden im Forschungseinsatz, jedoch ist für einen solchen Flug ein umfangreiches Genehmigungsprozedere notwendig, und der Preis liegt bei 70.000 Euro aufwärts.
Ist es aus Ihrer Sicht bedenklich, dass im Grunde jeder eine Drohne kaufen und steuern kann? Würden Sie als Profi sich einen erschwerten Zugang wünschen?
Drohnen sind heute sehr leicht zugänglich, und das ist einerseits positiv, weil Innovation und Anwendungen schnell wachsen. Andererseits braucht es ein gewisses Verantwortungsbewusstsein und technisches Verständnis. Die EU hat mit der neuen Drohnenverordnung – etwa durch Registrierungspflicht, Online-Training und Kennzeichnung – bereits wichtige Hürden eingeführt. Ich halte das derzeitige System für gut austariert. Zu restriktive Regeln würden Innovation hemmen. Entscheidend ist, dass Betreiber geschult werden und wissen, wo sie fliegen dürfen und wo nicht.
Es sollte aber eine klare Unterscheidung zwischen „Hobbypiloten“ und professionellen Dienstleistern geben. Letztere setzen sich täglich mit der Materie auseinander und haben hunderte Flugstunden Erfahrung – auch versicherungstechnisch und haftungsrechtlich ist das ein großer Unterschied.
Wie schwer sind Drohnen zu erkennen – etwa in der Nähe eines Flughafens? Kann ein Pilot die Behörden über Stunden hinweg narren?
Kleine Drohnen sind aus der Luft und selbst vom Boden aus schwer bis unmöglich zu erkennen – sie sind oft nur 30 Zentimeter groß, bewegen sich leise und haben eine geringe bis keine Radar-Signatur. Das erschwert die Lokalisierung. Trotzdem gibt es heute Radarsysteme, akustische Sensoren und Funkortung, um Drohnen aufzuspüren. Ein Pilot, der wirklich über Stunden unentdeckt fliegt, ist theoretisch möglich, aber äußerst unwahrscheinlich. Moderne Flughäfen sind mittlerweile technisch gut gerüstet, um Drohnenverkehr zu erkennen.
In der Erzählung schwingt gerne mit, dass viele der Drohnen „von den Russen“ kommen. Was halten Sie davon? Wie kann man sich das vorstellen?
Ja, so entstehen gute Schlagzeilen in den Medien. Natürlich existieren ausländische Akteure, die mit Drohnen Aufklärung betreiben könnten – aber in den meisten Fällen verwendet man dafür andere Mittel. Eine anonyme Drohne ohne Kennzeichnung lässt sich kaum bis gar nicht zuordnen. Das Narrativ „von den Russen“ ist eher politisch oder emotional motiviert. Solche Behauptungen lenken von der eigentlichen Aufgabe ab: systematisch zu prüfen, was wirklich passiert ist und welche technischen Daten dafürsprechen.
Staaten, die eigene Satelliten betreiben und Nummernschilder aus dem Weltall erkennen können, brauchen keine kleinen Drohnen, um irgendwo Spionage zu betreiben. Möchte ich den Flugverkehr in München lahmlegen, reicht mir ein Telefon – dafür brauche ich keine Drohne. Im militärischen Bereich oder in Kriegsgebieten wie der Ukraine sieht der Einsatz von kleinen und großen Drohnen naturgemäß anders aus; dort haben sie viele sinnvolle Einsatzzwecke.
Sie nutzen in Ihrem Unternehmen Drohnen. Halten Sie die Vorfälle für künstlich aufgebauscht, und wirkt sich die negative Berichterstattung vielleicht sogar auf Ihr Geschäft aus?
Ja, wir sind Europas größter Dienstleister im Drohnensektor und nutzen Drohnen für Inspektionen, Thermografie-Analysen, Vermessungen, Forschungsprojekte usw. – also im klar geregelten, hochprofessionellen Rahmen. Jährlich werden bei uns über 15.000 Inspektions-, Vermessungs- und Forschungsflüge durchgeführt. Die mediale Darstellung solcher Vorfälle ist oft überzogen, was leider dazu führt, dass Drohnen pauschal als Sicherheitsrisiko wahrgenommen werden. Dabei bieten sie enormes Potenzial für Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Wir sehen es als unsere Aufgabe, aufzuklären und Vertrauen in diese Technologie zurückzugewinnen. Jedes neue System durchläuft bei uns strenge Sicherheits- und Datenschutzprüfungen – wir wollen zeigen, dass verantwortungsvoller Drohneneinsatz ein Gewinn für die Gesellschaft ist.
Abschluss-Statement:
„Drohnen sind kein Spielzeug, sondern Hightech-Werkzeuge mit großem Nutzenpotenzial – von der Rettungshilfe bis zur Infrastrukturüberwachung. Entscheidend ist, dass wir sie verantwortungsvoll, transparent und sicher einsetzen.“
