Hamas will angeblich nicht herrschen - über Gaza patrouilliert sie mit Trumps Erlaubnis

Seit der Ausrufung des Waffenstillstands versucht Hamas, erneut die Kontrolle über den Gazastreifen zu erlangen. Ihre bewaffneten Einheiten kehren auf die Straßen zurück.

Hamas-Kämpfer. Foto: Ramadan Abed/Reuters

Hamas-Kämpfer. Foto: Ramadan Abed/Reuters

Im Zuge der Wiederherstellung ihres Einflusses ist die pro-palästinensische militante Gruppe Hamas jüngst gegen Gruppen vorgegangen, die ihre Autorität in Frage stellten. Laut Sicherheitsquellen kamen bei diesen Einsätzen mindestens 33 Menschen ums Leben.

In den letzten Stunden setzte Hamas außerdem Mitglieder der Elite-„Schatteneinheit“ der Kassam-Brigaden ein, die Berichten zufolge israelische Geiseln während des Austauschs am Montag bewachten. Ein Sicherheitsbeamter erklärte, dass 32 Mitglieder einer „Bande“, die mit einem Clan in Gaza in Verbindung stand, nicht mehr am Leben seien.

In den sozialen Netzwerken tauchte ein Video auf, in dem Bewaffnete mehrere Männer hinrichteten, die sie als „Kollaborateure“ bezeichneten. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Echtheit des Videos jedoch nicht bestätigen.

Die erlaubte Polizei

Obwohl die Vereinigten Staaten, Israel und viele europäische Länder seit Langem die Entwaffnung der Hamas fordern, räumte US-Präsident Donald Trump am Montag ein, dass die Gruppe eine vorübergehende Genehmigung erhalten habe, für Ordnung zu sorgen. Hamas wolle laut Trump „Probleme verhindern“ und die grundlegende Stabilität in der Region sichern.

Hamas erklärte daraufhin, man werde kein Sicherheitsvakuum zulassen und die öffentliche Ordnung sowie das Eigentum schützen. Die Gruppe lehnt es jedoch ab, über ihren Waffenbestand zu diskutieren, und behauptet, die Waffen nur an einen zukünftigen palästinensischen Staat übergeben zu wollen.

Offiziell bekundet Hamas kein Interesse, Gaza zu verwalten, besteht jedoch darauf, dass ausschließlich Palästinenser über die Zukunft des Gebiets entscheiden sollen – ohne ausländische Einmischung.

Interner Machtkampf

Die interne Kontrolle der Hamas wird jedoch auch durch traditionelle Rivalitäten mit lokalen Clans gefährdet. In der Stadt Gaza stieß sie insbesondere auf Widerstand des Doghmusch-Clans. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte bereits früher angedeutet, dass sein Land einige Clans gegen Hamas bewaffne, ohne diese jedoch zu benennen.

Derzeit kämpft Hamas auch gegen den einflussreichen Anführer Yassir Abu Schabab aus dem Gebiet Rafah, der angeblich über eine eigene paramilitärische Gruppe verfügt und Kämpfer mit hohen Gehältern anlockt. Hamas bezeichnet ihn als israelischen Kollaborateur, was er bestreitet. Sicherheitskräfte der Hamas sollen seinen engsten Mitarbeiter getötet haben und bereiten auch gegen ihn eine Aktion vor.

Ein weiterer Kritiker der Hamas ist Hussam al-Astal aus der Stadt Khan Yunis. In einem Video verspottete er die Gruppe und sagte ihren Untergang nach der Freilassung der Geiseln voraus.

Laut der palästinensischen Analystin Reham Owda wollte Hamas mit diesen Aktionen Gruppen abschrecken, die mit Israel zusammengearbeitet und zur Unsicherheit während des Krieges beigetragen hatten. Zudem habe Hamas zeigen wollen, dass ihre Sicherheitsbeamten Teil der neuen Regierung sein sollten – auch wenn Israel dies ablehnen würde.

(reuters, max)