Zwei Präsidenten, ein Zug und ein ordentliches Stück Heuchelei: Der deutsche Frank-Walter Steinmeier und sein Gastgeber Alexander Van der Bellen wollten zeigen, wie vorbildlich Klimaschutz auf höchster Ebene funktioniert. Per Railjet ging es nach Tirol, zur Baustelle des Brenner-Basistunnels – das Ganze natürlich als Symbol für nachhaltige Mobilität inszeniert.
Doch während sich die beiden Präsidenten medienwirksam in die Ledersessel der 1. Klasse setzten, rollte zeitgleich ihr Begleittross über die Autobahn. Mehrere Verbrenner-Limousinen, die am Zielort benötigt wurden, folgten dem Zug nach Tirol, um die beiden Staatsoberhäupter stilecht die letzten Meter zur Tunnelbaustelle zu chauffieren. Der doppelte CO₂-Ausstoß war also inklusive – aber immerhin mit gutem Gewissen.
Pendler zwischen Protokoll und Pöbel
Für die übrigen Fahrgäste war die „klimafreundliche“ Reise weniger erfreulich. Die hinteren Waggons des Railjets wurden für die Präsidentendelegationen gesperrt, Hunderte Pendler mussten sich im vorderen Teil zusammendrängen. „Da hinten darf der Pöbel nicht hinein“, soll ein ÖBB-Mitarbeiter halb scherzhaft gesagt haben. Viele lachten nicht.
Die ÖBB gaben sich betont gelassen. Man freue sich, „die beiden Präsidenten als Fahrgäste begrüßen zu dürfen“. Alles sei nach Vorschrift abgelaufen, hieß es. Dass für den öffentlichen Klimanachweis ganze Waggons gesperrt wurden, wirkte dennoch wenig überzeugend – zumal die parallel rollende Autokolonne den grünen Anstrich endgültig abblätterte.
Es ist nicht das erste Mal, dass Van der Bellen die Umwelt als Bühne nutzt. Schon 2022 ließ er sich beim Staatsbesuch des niederländischen Königspaars Willem-Alexander und Máxima im Zug nach Graz ablichten – während seine Limousine samt Begleitfahrzeugen parallel auf der Autobahn unterwegs war. Damals hieß es, das geschehe aus „Sicherheitsgründen“. Auch diesmal dürfte man im Präsidialamt ähnliche Argumente parat haben.