Heute, Sonntag, erinnert sich Österreich an die Schreckenstat vom 2. November 2020, als ein islamistischer Terrorist in der Wiener Innenstadt vier Menschen ermordete und mehr als 20 verletzte. Fünf Jahre danach steht die Bundeshauptstadt erneut still – im Gedenken an die Opfer, aber auch als Zeichen der Entschlossenheit, dass sich eine solche Nacht nie wiederholen darf.
Ex-Kanzler Nehammer auch bei Gedenkfeier
Am Desider-Friedmann-Platz, nur wenige Meter vom damaligen Tatort entfernt, legten Spitzenvertreter der Republik Kränze nieder. Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Ex-Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) gedachten gemeinsam der Opfer. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) konnte aus gesundheitlichen Gründen nach einer Rückenoperation nicht teilnehmen; Nehammer, der in der Terrornacht selbst als Innenminister im Einsatz war, zündete stellvertretend eine Kerze an.
„Diese Nacht hat Österreich verändert“, sagte Innenminister Karner am Rande der Zeremonie. Das Land habe daraus Konsequenzen gezogen. Mit der Einrichtung der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) auf Basis des neuen Staatsschutz- und Nachrichtendienstgesetzes (SNG) sei die Sicherheitsarchitektur grundlegend reformiert worden. Ziel sei, Anschläge in Zukunft früher zu erkennen und zu verhindern.
Auch Bürgermeister Ludwig sprach von einem „Tag der stillen Erinnerung“: „Wien hat gezeigt, dass Hass und Terror unsere Stadt nicht spalten können.“
Wiens FPÖ-Stadtparteiobmann Dominik Nepp meinte dazu auf X: "Nehammer, Ludwig & Co. stehen für eine Willkommenspolitik, die fatale Folgen hatte – auch mit Blick auf den Terroranschlag in Wien 2020. Dass gerade diese Personen am 5. Jahrestag mit öffentlichen Auftritten Gedenken zeigen, wirkt für viele als Heuchelei gegenüber den Opfern und ihren Angehörigen."
Der Terroranschlag vom 2. November 2020 – eine Chronologie
- 20.00 Uhr: In der Wiener Innenstadt beginnt der Attentäter, ein 20-jähriger Islamist, in der Nähe der Seitenstettengasse – vor einer Synagoge – um sich zu schießen.
- 20.03 Uhr: Erste Notrufe gehen bei der Polizei ein. Passanten flüchten in Lokale und verbarrikadieren sich.
- 20.09 Uhr: Der Täter bewegt sich weiter in Richtung Schwedenplatz und feuert wahllos auf Menschen, die an diesem außergewöhnlich warmen Abend in den Gastgärten sitzen.
- 20.13 Uhr: Eine Frau und ein Mann werden von den Projektilen aus dem Sturmgewehr des Terroristen tödlich getroffen.
- 20.17 Uhr: Der Attentäter tötet einen weiteren Mann und eine Frau, insgesamt vier Menschen. Mehr als 20 Personen werden verletzt, einige schwer.
- 20.29 Uhr: Eine Spezialeinheit der WEGA stellt den Täter in der Nähe der Ruprechtskirche. Er wird erschossen, als er mit einer Sprengstoffattrappe in das Gotteshaus laufen will.
- 22.00 Uhr: Die Polizei ruft die Bevölkerung auf, im Haus zu bleiben. Ganz Wien steht unter Schock.
Der Anschlag vom 2. November 2020 gilt als schwerster Terrorakt in Österreichs jüngerer Geschichte – und als Mahnung, dass Wachsamkeit und Zusammenhalt die stärksten Waffen gegen den Terror sind.