Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hat eine ehrliche Debatte über die Zukunft der Arbeit und des Wohlstands in Deutschland gefordert. Angesichts der alternden Gesellschaft und der wirtschaftlichen Herausforderungen mahnte der oberste Währungshüter in einem aktuellen Interview, dass Deutschland nicht länger an alten Gewohnheiten festhalten dürfe. „Wir müssen uns ehrlich machen“, sagt Nagel laut Table.Briefings. Und: „Wir sind eine alternde Gesellschaft. Wir müssen länger arbeiten, um uns den Wohlstand zu erhalten, den die Generationen nach dem Krieg aufgebaut haben.“

Damit stößt Nagel eine heikle, aber vermutlich längst überfällige Diskussion an: Wie lässt sich der Sozialstaat sichern, wenn immer weniger Erwerbstätige immer mehr Rentner finanzieren müssen? Während die Lebenserwartung steigt, bleibt das Renteneintrittsalter nahezu unverändert – ein Widerspruch, der laut Nagel auf Dauer nicht tragfähig ist. „Wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten wollen, müssen wir auch unangenehme Fragen beantworten“, meint der Bundesbankchef. Andernfalls drohe Deutschland, wirtschaftlich und strukturell hinter andere Industrieländer zurückzufallen.

Hoffen auf eine "Wende zum Besseren"

Tatsächlich ist die wirtschaftliche Lage in Deutschland angespannt. Nach Jahren der Stagnation, bei hohen Energiepreisen und einer schwachen Industrieproduktion gilt Europas größte Volkswirtschaft derzeit als schwer angeschlagen. Viele Haushalte sind spürbar geschwächt, während gleichzeitig Investitionen in Digitalisierung und Bildung zu gering ausfallen. Vor allem der Mittelstand klagt über hohe Steuerlasten, Bürokratie und Energiepreise, die Innovation und Wachstum bremsen.

Trotzdem zeigt sich Nagel optimistisch. Er glaubt an eine „Wende zum Besseren“ im kommenden Jahr, wenn die Weichen richtig gestellt werden. „Die deutsche Wirtschaft kann jetzt auf einen moderaten Wachstumspfad einschwenken. Wir werden im nächsten Jahr mehr Wachstum sehen, wenn die Zukunftsausgaben richtig gesetzt werden“, sagte er.

Die Bundesregierung erwartet für 2026 ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent – ein Wert, der zwar bescheiden wirkt, aber nach Jahren der Unsicherheit ein Signal der Stabilisierung wäre. Rückenwind könnten vor allem die milliardenschweren Investitionen aus dem neuen Infrastruktur- und Aufrüstungspaket bringen.

Zur jüngsten Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Leitzinsen unverändert zu lassen, erklärte Nagel, dies sei „angemessen“. Die Notenbanken müssten abwarten, wie sich die Inflation weiterentwickle, bevor über mögliche Zinssenkungen entschieden werde. „Wir halten uns alle Optionen offen“, betonte der Bundesbankpräsident.

Einen Verkauf der deutschen Goldreserven schloss Nagel kategorisch aus. „Das Gold bleibt dort, wo es ist, und wird nicht verkauft“, sagte er. Der Bundesbank-Chef machte damit deutlich, dass Haushaltslöcher nicht auf Kosten der Stabilitätsreserve geschlossen werden sollten.

Ein Thema erwähnt der Bundesbank-Chef nicht

Nagels Linie: Nur wenn Deutschland bereit ist, länger zu arbeiten, mehr zu investieren und unbequeme Wahrheiten auszusprechen, kann es seinen Wohlstand und seine wirtschaftliche Stärke langfristig sichern.

Was der Bundesbank-Chef nicht erwähnt: Eine Rückführung hunderttausender Migranten, deren Asylgrund längst erloschen ist, könnte Nationen wie Deutschland oder Österreich jährlich Milliarden an Sozialausgaben ersparen. Geld, das für Job-Initiativen und Investitionen in den überlasteten Gesundheitsbereich sowie in die Infrastruktur dringend benötigt wird.