Neue Daten: Vor Weihnachtsgeschäft schlechte Stimmung bei Konsumenten
Die Vorweihnachtszeit gilt traditionell als die wichtigste Phase des Jahres für den Einzelhandel, doch heuer droht sie von wirtschaftlicher Unsicherheit überschattet zu werden. Die Stimmung unter den deutschen Konsumenten ist so schlecht wie seit Monaten nicht mehr – und das, obwohl die Schaufenster bereits festlich geschmückt sind.
Das aktuelle Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschland (HDE), das auf monatlichen Befragungen von 1600 Haushalten basiert, fiel im November auf 95,57 Punkte – den niedrigsten Stand seit März. Verantwortlich für den Absturz ist vor allem die zunehmende Sorge der Verbraucher um ihr Einkommen. Immer mehr Menschen befürchten, dass ihnen Kurzarbeit oder gar Jobverlust drohen könnten.
Besonders stark schlagen sich die Entwicklungen am Arbeitsmarkt auf die Stimmung nieder. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit ist in den vergangenen drei Jahren fast kontinuierlich gestiegen – im Schnitt um 13.000 Menschen pro Monat. Heute sind 750.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als noch im Frühjahr 2019. „Die Beschäftigungsentwicklung bleibt schwach, und die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern ist gering“, warnte Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit.
Hinzu kommen wachsende Risiken in der Industrie, berichtet dazu aktuell das Handelsblatt: In der Auto- und Zulieferbranche droht erneut Kurzarbeit. Grund ist diesmal nicht die schwache Nachfrage, sondern der akute Mangel an Halbleitern. Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts meldeten zuletzt 10,4 Prozent der befragten Unternehmen Engpässe – deutlich mehr als noch im Sommer. „Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, wird das auch das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe.
Mehrere Konzerne haben bereits reagiert: Bosch meldete für sein Werk in Salzgitter Kurzarbeit an, beim Zulieferer Aumovio im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen laufen ähnliche Vorbereitungen. Auch Volkswagen prüft entsprechende Maßnahmen, um auf mögliche Produktionsstopps reagieren zu können. Kurzarbeit bedeutet für die Beschäftigten jedoch deutliche Einkommenseinbußen – sie erhalten nur 60 Prozent ihres Nettoentgelts, Eltern mit Kindern 67 Prozent.
Wenig Anlass zu Optimismus
Die wirtschaftliche Gesamtlage gibt ebenfalls wenig Anlass zu Optimismus. Nach ersten Daten des Statistischen Bundesamts stagnierte die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal. Zwar legten die Umsätze im Einzelhandel im September leicht um 0,2 Prozent zu, doch der Rückgang im August fiel mit minus 0,5 Prozent stärker aus als zunächst angenommen.
Damit steht der Einzelhandel vor einer schwierigen Saison: Sinkende Einkommen, steigende Preise und eine wachsende Verunsicherung bremsen die Konsumfreude. Viele Haushalte werden ihre Weihnachtseinkäufe wohl deutlich zurückfahren. Ein schwacher Start ins Weihnachtsgeschäft wäre nicht nur ein Stimmungsdämpfer, sondern könnte auch ein Signal für ein wirtschaftlich schwieriges Jahr 2026 sein.