Die Ukraine will ihre Rüstungsindustrie international stärker vernetzen und künftig auch als Waffenexporteur auftreten. Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte an, noch in diesem Jahr in Berlin ein eigenes Büro für den Export ukrainischer Rüstungsgüter sowie für gemeinsame Rüstungsprojekte mit westlichen Partnern zu eröffnen. Ein zweites Exportbüro soll bis Jahresende in Kopenhagen entstehen. Damit will Kiew seine militärisch-industrielle Basis auf eine breitere, internationale Grundlage stellen – und sich zugleich als verlässlicher Partner der europäischen Sicherheitsarchitektur positionieren.

Selenskyj erklärte bei einem Pressebriefing, zu den Systemen, die die Ukraine künftig exportieren könne, gehörten moderne Marinedrohnen, Artilleriesysteme und Raketenentwicklungen aus heimischer Produktion. Besonders hob er die neuen Raketentypen „Flamingo“ und „Ruta“ hervor, die bereits in der Erprobung seien. „Wir rechnen mit einer Serienproduktion bis Ende des Jahres“, sagte der Präsident. Die genaue Stückzahl wolle er aus Sicherheitsgründen nicht nennen.

Deutschland zählt zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine

Der Schritt ist Teil einer umfassenden Strategie, die ukrainische Rüstungsindustrie nach fast drei Jahren Krieg von einer reinen Verteidigungsproduktion hin zu einem eigenständigen Wirtschaftsfaktor umzubauen. Die Ukraine will damit auch westliche Partner überzeugen, Produktionslinien direkt im Land zu errichten. Berlin gilt für Selenskyj dabei als zentraler Standort, da Deutschland zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine zählt und über eine leistungsfähige Wehrtechnik verfügt.

Bereits im Sommer hatte Selenskyj betont, dass die Ukraine künftig nicht nur Empfänger von Rüstungshilfe, sondern selbst Anbieter modernster Verteidigungstechnologien sein wolle. „Wir sind in der Lage, Waffen zu entwickeln, die in Europa einzigartig sind“, sagte er im Juli in Kiew. „Unsere Drohnen, unsere Luftabwehrsysteme und unsere Raketen sind heute im Einsatz erprobt – das ist ein Wettbewerbsvorteil, den wir nutzen müssen.“ Er sprach sich wiederholt dafür aus, den Export ukrainischer Verteidigungsgüter „in enger Abstimmung mit unseren Partnern“ zu organisieren.

Mit der geplanten Massenproduktion von Raketen und der Einrichtung internationaler Exportbüros will Kiew auch seine Abhängigkeit von westlichen Lieferungen verringern. Experten sehen in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt hin zu mehr Eigenständigkeit. Gleichzeitig wirft die Initiative Fragen nach der Kontrolle und Regulierung von Waffenexporten in ein Land im Krieg auf.

Während die Ukraine ihre industrielle Basis ausbaut, wächst auch die diplomatische Bedeutung ihrer Rüstungskooperationen. Berlin und Kopenhagen sollen laut Regierungskreisen als erste Testfälle dienen – weitere europäische Standorte könnten folgen.

"Flamingo" soll Ziele tief in Russland erreichen

Der ukrainische Marschflugkörper „Flamingo“ ist eine bodengestützte Waffe mit einer Reichweite von bis zu 3000 km und einem 1150 kg schweren Gefechtskopf. Dieses Waffensystem wurde am 18. August 2025 vom Unternehmen Fire Point vorgestellt und ist Teil einer laufenden Serienproduktion. 

Technische Daten

  • Reichweite: Bis zu 3000 km
  • Gefechtskopf: 1150 kg, vermutlich eine FAB-1500
  • Geschwindigkeit: Bis zu 950 km/h
  • Navigation: GPS-basiert
  • Körpermaterial: Verbundwerkstoffe
  • Einsatz: Seit dem 30. August 2025 im Einsatz 

Besondere Merkmale

  • Die relativ einfache Bauweise soll rasch eine Massenproduktion ermöglichen.
  • Der Flugkörper soll widerstandsfähig gegen die russische elektronische Kampfführung sein.
  • Es wird angenommen, dass er über eine GPS-gesteuerte Zielerfassung verfügt.