Jahrzehntelanges Kleinsparen des Bundesheeres plus einer unklaren Verteidigungspolitik des neutralen Österreichs mit großen Korruptionsskandalen dürften nicht ohne Folgen geblieben sein: Eine klare Mehrheit der Österreicher lehnt ab, die Heimat mit der Waffe zu verteidigen, falls es zu einem Angriff käme.
Die Verteidigungsministerin muss diese eher bedenklichen Ergebnissen natürlich positiv deuten - so sagt Klaudia Tanner zu den Daten der Umfrage: "Die Wehrbereitschaft ist höher, als vielfach angenommen wird. 43 % der wehrfähigen männlichen Bevölkerung wären bereit, unser Land im Ernstfall mit der Waffe zu verteidigen. In der Gesamtbevölkerung liegt dieser Wert bei 32 %." Oder anders und klarer formuliert: 60 Prozent der Österreicher wollen nicht mit einer Waffe ihre Heimat im Ernstfall - also bei einem militärischen Angriff - verteidigen.

NEOS wollen mehr "europäische Zusammenarbeit"
NEOS-Sicherheitssprecher Douglas Hoyos sieht die aktuell präsentierte Bundesheer-Umfrage als "klaren Auftrag zu entschlossenem Handeln": „Mit Sicherheit ist diese Umfrage kein Auftrag, sich nun zurückzulehnen und den Kopf in den Sand zu stecken. Österreich ist keine Oase und keine Insel der Seligen. Nur ein gemeinsames, starkes Europa kann dauerhaft Frieden und Stabilität sichern.“
„Europäische Zusammenarbeit ist in der Verteidigungspolitik essenziell“, sagt Hoyos: „Der hybride Krieg hat Österreich und unsere Nachbarländer längst erreicht. Kaum ein Tag vergeht ohne Drohnensichtungen über Europa, Desinformationskampagnen oder Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur. Wir müssen als gemeinsames, geschlossenes Europa entschieden dagegen vorgehen.“
Hoyos verweist dabei auch auf die Ergebnisse der Umfrage, die die wachsende Sorge der österreichischen Bevölkerung vor Desinformation und Konflikten auf europäischem Boden deutlich machen.
Als Beispiel einer angeblich gelungenen europäischen Kooperation hebt Hoyos das Projekt Sky Shield hervor: „Die Teilnahme Österreichs an Sky Shield ist ein wesentlicher Schritt zu mehr Schutz der Menschen im Land. Sicherheit ist Teamarbeit und nur gemeinsam mit unseren europäischen Partnern können wir Bedrohungen entschlossen entgegentreten.“ Wie von statement.at berichtet, schweigt die Bundesheer-Führung aber weiter zu den wahren Kosten dieses Raketenabwehrschirms, bei dem auch weitreichende Bode-Luft-Raketen vom Steuerzahler finanziert werden sollen.
Auch wurde bisher kein Konzept vorgelegt, wie das Personal für "Sky Shield" rekrutiert und ausreichend bezahlt werden soll - immerhin müsste dieses Waffensystem 24/7 einsatzbereit sein. Militärexperten gehen davon aus, dass dafür das Bundesheer 600 bis 1000 Soldaten und technische Mitarbeiter zusätzlich zum jetzigen Personalstand benötigen würde.
