Das Geschäftsmodell der SPÖ ist tot: Die alten Medien wollen nicht mehr ihre Kurtisanen sein

"Österreichs Boulevardmedien sind, überspitzt und in satirischen Bildern ausgedrückt, nicht im Zeitungs-, sondern im Schutzgeldgeschäft tätig", formuliert Sylvia Steinitz, die Leiterin der Content Unit der Bundes-SPÖ, sichtlich grantig auf X. Die Partei-Contentmanagerin kommentiert eine durchaus interessante Kolumne in der "Presse" über die kampagnenartige Reaktion der alten Mainstreammedien darauf, dass sie aktuell und auch künftig weniger Geld vom Steuerzahler erhalten sollen, weil das die ÖVP-SPÖ-NEOS-Koalition so beschlossen hat.

Was die SPÖ-Mitarbeiterin Sylvia Steinitz als Schutzgeldgeschäft bezeichnet, ist wohl eher mit dem Rotlicht-Business zu vergleichen: Die SPÖ hat - und das schon seit mehr als 15 Jahren - eine gewisse Zärtlichkeit in der Berichterstattung von den großen Medien erkauft. Zwar gab's ab und zu etwas Härte, dann aber wieder sanfte Umarmungen bis hin zu sechsseitigen Sonntags-Interviews für eine Parteichefin oder einen neuen Bundesparteivorsitzenden. Wer zahlt, schafft an - das ist in einigen österreichischen Verlagshäusern so wie in einem Wirtshaus oder eben in einem Freudenhaus.

Die Beziehung zwischen der Wiener SPÖ und den Medien

Besonders intensiv ist dabei die Beziehung zwischen der Wiener SPÖ und den noch immer ihr unterwürfig dienenden Papier-Kurtisanen. Die Sozialdemokratie nutzt diese Ich-kauf-dein-Leben-Situation weidlich bei diversen Skandalen aus, die dann doch manchmal noch irgendwie auffliegen: Ein Anruf beim Betreiber des bekannten Schlagzeilen-Établissement reicht - und der brav und regelmäßig zahlende Stammkunde hat prompt wieder alles so, wie er will.

Und auf einmal ist alles anders - die SPÖ als jahrelanger Freier des österreichischen Medien-Puffs stellt enttäuscht fest: Wenn nicht bezahlt wird, gibt's einfach null. Mon Dieu: Es war also gar keine echte Liebe? Diese Naivität beim Erkennen der wahren Politik-Medien-Beziehung ist schon fast mitleidserregend. Ja: Das Geschäftsmodell der SPÖ ist tot, die Medien-Dirne macht nicht mehr, was gegen Geld verlangt wird.

Aber vielleicht sind ja die SPÖ und ihr Medienminister nach dieser knallharten Enttäuschung bereit, die österreichische Medienbranche künftig besser und nach objektiven Kriterien korrekt gefördert neu aufzustellen? Ohne diesen Steuergeld-Vergaben nach Gutsherren-Art: 13 Millionen Euro allein im Jahr 2024 für den Standard, 11,2 Millionen Euro für die Kleine Zeitung und sogar 2,1 Millionen Euro für die linke Wiener Mini-Regionalwochenzeitung Falter, etc. etc.

Wieder ohne Angst vor Drohungen aus der Politik berichten

Es wäre ganz einfach (wenn man will): Ein Expertenrat aus zehn Publizistikprofessoren aus ganz Europa bewertet Österreichs Medien nach Quantität, Qualität und politischer Relevanz. Und es muss absolut egal sein, ob diese Medien auf Papier oder im Web erscheinen - die veraltete Verteilung von mehr oder weniger engagiert bedrucktem Papier ist ohnehin nur noch grotesk. Alle zwei Jahre legt dann dieser Expertenrat eine Bewertung vor - beispielsweise gibt's dann 12 Punkte die Krone, 10 für den Standard, acht für Heute, acht für oe24, etc. Nach diesem Punkte-Plan wird eine wesentlich geringere Medienförderung ausgeschüttet.

Warum das nie kommen wird? Weil Österreichs Verlagshäuser dann absolut nichts mehr von ihren Freiern in der Politik brauchen - null. Sie könnten künftig absolut unabhängig publizieren, immer die Wahrheit schreiben, ohne jede Rücksichtnahme auf eine mögliche Drohung aus einer Partei.

So wie das jetzt schon statement.at ohne jede Medienförderung, ohne einem einzigen Inserat eines Ministeriums oder einer Partei praktiziert. Und diese Freiheit ist fantastisch.

Parmenion

Steinitz, Sylvia
Das schrieb die SPÖ-Contentmanagerin Sylvia Steinitz auf X Credit: Screenshot x