Ukrainische Antikorruptionsbehörden gehen gegen Atomunternehmen vor, Oligarchen im Visier

Das Netz der Korruption im Energiesektor reicht bis auf die Ebene der Minister und Freunde des Präsidenten.

Wolodymyr Selenskyj. Foto: Alina Smutko/ Reuters

Wolodymyr Selenskyj. Foto: Alina Smutko/ Reuters

Das Nationale Antikorruptionsbüro der Ukraine (NABU) hat in Zusammenarbeit mit der Spezialisierten Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP) seit Montagmorgen eine groß angelegte Razzia gegen NAEK Enerhoaom durchgeführt.

"Die Aktivitäten einer hochrangigen kriminellen Organisation wurden dokumentiert", sagte das Büro auf der Telegram-Plattform über die Ermittlungen, die Tausende von Stunden an Audioaufnahmen umfassen und 15 Monate dauerten.

"Ihre Mitglieder haben ein groß angelegtes Korruptionssystem aufgebaut, um strategische Unternehmen des öffentlichen Sektors, insbesondere NAEK Enerhoaatom, zu beeinflussen", fügte der NABU hinzu. In dem Posting wurden auch Fotos veröffentlicht, die große Mengen an beschlagnahmten US-Dollar, Euro und ukrainischen Griwna zeigen.

Der Abgeordnete der Werchowna Rada, Jaroslaw Zheleznyak (Holos), schrieb auf seinem Kanal, dass NABU-Agenten das Haus des ehemaligen Energieministers Herman Haluschtschenko durchsuchten, der jetzt Leiter des Justizministeriums ist.

NABU-Quellen bestätigten diese Durchsuchungen gegenüber der bekanntesten inländischen Tageszeitung Ukrainska Pravda. Eine ähnlich schockierende Information ist jedoch, dass auch das Haus eines ehemaligen Mitarbeiters von Präsident Wolodymyr Zelenskij namens Timur Mindytsch durchsucht wurde.

Dieser hatte zuvor zusammen mit dem ukrainischen Staatschef die Produktionsfirma Kvartal 95 gegründet. Wie die (in der Ukraine) bekannten Brüder Shefirov steht er auf den Listen der Gründer von Offshore-Firmen in der Karibik, die als Pandora Papers bekannt sind.

Auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht von den Razzien wirft Zweifel auf. Die Ermittlungen gegen Enerhoatom und den ehemaligen Energieminister lenken vom möglichen Fall der Stadt Pokrowsk in russische Hände sowie von Moskaus anhaltenden Gebietsgewinnen in der Region Saporischschja ab.

(ukrinform, reuters, sab)