Es ist der 13. November 2015, 21.20 Uhr: Drei Kommandos des so genannten „Islamischen Staats“ (IS) verüben fast zeitgleich Anschläge in der französischen Hauptstadt – innerhalb von nur drei Stunden und 38 Minuten töten die Terroristen im berühmten Musikclub Bataclan sowie in mehreren Cafés und Restaurants in der Innenstadt 132 Menschen, 700 werden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Unter den Opfern sind viele Kinder und Jugendliche. Um 00.58 Uhr ist der Terrorangriff offiziell zu Ende – und die Grande Nation in ihren Grundfesten erschüttert.

Die Attentäter, zehn junge Männer, waren auf Anweisung ihres Chef-Ideologen vom IS, Abu Mohammad al-Adnani, über die belgische Grenze nach Frankreich gekommen, um die „bösen, dreckigen Franzosen umzubringen“. Später wurden 20 Islamisten vor Gericht gestellt – und der Hauptangeklagte Salah Abdeslam (36) ihm Juni 2022 zu lebenslanger Haft verurteilt. Brisant daran: Der damals 26-Jährige Salah Abdeslam hatte nur wenige Wochen vor der Pariser Terror-Nacht Urlaub in Österreich gemacht.

Wie Österreichs Innenministerium bekannt gab, war der am 15. September in Belgien geborene Sohn marokkanischer Einwanderer am 9. September 2015 in Oberösterreich in eine Verkehrskontrolle geraten. Bei der Kontrolle gab er an, ein paar Tage Urlaub in Österreich machen zu wollen. Genauer grenzte er dies aber nicht ein.
Laut dem damaligen Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck hätte es zu diesem Zeitpunkt für die österreichischen Behörden allerdings keinerlei Hinweise auf einen dschihadistischen Hintergrund Abdeslams gegeneben. Auch seine beiden Begleiter waren zum damaligen Zeitpunkt nicht in Erscheinung getreten. Im Lichte der Ereignisse von Paris liege für die Behörden aber selbstverständlich nahe, dass sich Abdeslam schon damals im dschihadistischen Umfeld bewegte und auch seine Mitreisenden wohl zur Szene gehörten. Salah Abdeslams Bruder, Brahim Abdeslam, hatte sich bei den Anschlägen in Paris in einem Café in die Luft gesprengt.
Für Europa markieren die Anschläge in Paris und im Jänner zuvor auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo den großen Wendepunkt: Die dschihadistische Terrororganisation "Islamischer Staat" erschütterte das Sicherheitsgefühl der Europäer – mit dramatischen Folgen bis heute.

