Berliner Bank macht Krypto alltagstauglich – mit einem folgenschweren Haken

Kunden von Trade Republic können ab sofort mit 49 Kryptowährungen an der Ladenkasse bezahlen. Das wirkt revolutionär – doch hinter dem neuen Angebot verbirgt sich ein steuerlicher Haken, der jede Kleinzahlung zum Risiko macht.

Foto: Pexels.com

Foto: Pexels.com

Der Berliner Neobroker Trade Republic erweitert sein Angebot um ein vollwertiges Krypto-Wallet. Damit wird erstmals eine in Europa regulierte Bank zur Schnittstelle zwischen digitalem Vermögen und physischer Ladenkasse. Vom Supermarkt über die Tankstelle bis zum Restaurant: Mit Bitcoin, Ethereum, Ripple und 46 weiteren Kryptowährungen sollen Zahlungen nun so selbstverständlich funktionieren wie der Einsatz einer klassischen Debitkarte.

Technisch kombiniert das neue System Wallet, Zahlungsabwicklung und Sparplanmechanik. Wer mit Krypto bezahlt, erhält automatisch zwei Prozent des Einkaufswerts als Rückvergütung – der sogenannte Crypto Saveback. Dieser wird direkt in einen bestehenden Sparplan investiert und gilt für Ausgaben bis zu 1500 Euro monatlich.

Trade Republic inszeniert diesen Schritt als logische Weiterentwicklung des eigenen Angebots. In der Praxis verschiebt die Bank jedoch eine bisher klare Trennung: Krypto-Besitz wird nicht mehr nur aufbewahrt oder gehandelt, sondern in alltägliche Konsumprozesse übertragen.

Genau hier liegt die zentrale Tücke. Denn jede Zahlung in Kryptowährung gilt steuerlich als Veräußerung. Damit wird jeder Snack an der Tankstelle potenziell zum steuerrelevanten Vorgang. Ein Anleger muss – auch bei kleinsten Beträgen – theoretisch prüfen, ob ein Kursgewinn entstanden ist und ob eine Haltefrist greift.

Für alltägliche Zahlungen ist das ein gravierender Nachteil. Die technische Simplifizierung verdeckt eine rechtlich hochkomplexe Realität, in der jeder Einkauf eine steuerliche Dokumentation nach sich ziehen kann. Gerade für ein Publikum, das Krypto nicht als Spekulationsobjekt, sondern als Zahlungsmittel verwenden möchte, entsteht eine erhebliche Unsicherheit.

Staking: Zinsen auf Zeit – mit Einschränkungen

Das neue Wallet erlaubt auch den Einstieg in das Staking ausgewählter Kryptowährungen wie Ethereum, Cardano, Near oder Solana. Anleger stellen ihre Coins der Blockchain zur Verfügung, erhalten dafür regelmäßige Rewards und sichern das Netzwerk. Die annualisierte Rendite bei Ethereum liegt aktuell bei rund zwei Prozent.

Allerdings bleibt die Liquidität eingeschränkt: Während der Sperrfrist – zwei bis drei Tage – können Coins bei starken Kursbewegungen nicht verkauft werden. Wer falsch timt, riskiert, in einer Abwärtsbewegung festzusitzen.

Kryptowährungen bleiben trotz aller technischen Fortschritte eine hochspekulative Anlageklasse. Um mehr als fünf Prozent fiel Ethereum zuletzt binnen eines einzigen Handelstages. Die Preisbildung folgt weder Fundamentaldaten noch klassischen Marktlogiken, sondern ist stark abhängig von Stimmungsbildern, regulatorischen Signalen und geopolitischen Entscheidungen. Selbst politische Impulse – etwa die jüngste Diskussion um die Zulassung bestimmter Kryptowerte als Fondsanlage in den USA – können innerhalb kürzester Zeit massive Ausschläge auslösen.

Für Anleger bedeutet das: Die Marktmechanik ist weniger berechenbar als in traditionellen Assetklassen. Auch wenn Bitcoin und Ethereum langfristig deutliche Kursgewinne verzeichnet haben, bleibt das Risiko extremer Schwankungen inhärent.

Achtung vor der Steuerfalle

Trade Republic bringt eine bemerkenswerte technische Neuerung auf den europäischen Markt. Erstmals wird das Bezahlen mit Kryptowährungen im Alltag in einer breiten Form möglich. Doch der Schritt in Richtung Massentauglichkeit ist nur auf den ersten Blick ein Fortschritt. Denn jede Zahlung führt zu einem steuerpflichtigen Vorgang – ein Punkt, den viele Privatanleger unterschätzen dürften.

Für Nutzer, die Kryptowährungen vor allem als langfristige Anlage betrachten, bleibt daher derselbe Rat wie bisher: Nur Kapital einsetzen, das nicht kurzfristig benötigt wird – und Zahlungen aus dem Wallet mit Bedacht tätigen.