Deutschland will Scheinvaterschaften künftig massiv erschweren. Der Entwurf aus dem Innenministerium soll verhindern, dass Männer mit deutschem Pass massenhaft Vaterschaften für ausländische Kinder anerkennen, damit ausländische Mütter Aufenthaltsrechte und Sozialleistungen erhalten. Fälle wie jener des „Mr. Cash Money“ aus Dortmund – der für 24 anerkannte Kinder monatlich über 20.000 Euro kassiert haben soll – haben die Debatte beschleunigt. Die Behörden schätzen den Schaden bundesweit auf rund 150 Millionen Euro pro Jahr.
Während Berlin nun gesetzlich gegensteuert, erinnert die Diskussion stark an Problemlagen, die Österreich und insbesondere Wien seit Jahren beschäftigen. Dort geht es weniger um Scheinvaterschaften, aber um ähnlich gelagerte Missbrauchsmuster im Sozialsystem: große Familien, unklare Dokumentenlage, hohe Transferleistungen und kaum wirksame Kontrolle.
Wien: Sieben Kinder, alle am 1. Jänner geboren
Ein jüngster Fall zeigt die strukturellen Schwachstellen besonders deutlich. Eine neunköpfige Zuwanderer-Familie bezieht in Wien laut amtlichen Unterlagen rund 2000 Euro monatlich an Mindestsicherung und Wohnbeihilfe – etwa 21.000 Euro pro Jahr. Brisant ist weniger die Summe als die Dokumentenlage: Alle sieben Kinder sollen offiziell am selben Tag geboren sein, dem 1. Jänner. Die Geburtsjahre reichen dabei von 2014 bis 2021, inklusive zweier „Neujahrsgeburten“ im selben Jahr.
Die Stadt verweist auf das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, das bei fehlender Dokumentation häufig ein pauschales Geburtsdatum einträgt – standardisiert der 1. Jänner. Das führt dazu, dass Wien die Angaben übernimmt, ohne die Existenz der Kinder selbst überprüfen zu können. Kontrollmechanismen finden, wie der Fall zeigt, kaum statt.
Hohe Summen, geringe Kontrolle – und wachsende Skepsis
Ähnliche Fälle haben in den vergangenen Jahren immer wieder für Unruhe gesorgt. In einem anderen Fall soll eine syrische Familie mit sieben Kindern netto rund 8000 Euro monatlich aus verschiedenen Sozialleistungen erhalten. Als auch diese Summe nicht reichte, übernahm zusätzlich der „Wohnschirm“ des Bundes die Miete.
Die politische Kritik fällt entsprechend deutlich aus. FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss spricht von einem „System, das Missbrauch nahezu einlädt“. Nationalratsabgeordneter Maximilian Weinzierl nennt die Wiener Mindestsicherung den „größten Pull-Faktor für Migranten im Land“. Zwar versprechen SPÖ und NEOS seit Jahren strengere Regeln, ihre Wirksamkeit bleibt jedoch zweifelhaft.
Umfragen zeigen, dass drei Viertel der Österreicher eine einheitliche Reform der Sozialhilfe wünschen. In Wien besteht jedoch weiterhin der Eindruck, dass Zahlungen rasch geleistet, aber selten überprüft werden – und dies in einer Zeit, in der die öffentlichen Budgets ohnehin stark belastet sind.
Berlin setzt auf klare Zuständigkeiten – ein Modell für Österreich?
Deutschland diskutiert nun einen Mechanismus, bei dem jede Vaterschaftsanerkennung mit „aufenthaltsrechtlichem Gefälle“ automatisch der Ausländerbehörde vorgelegt wird. Ohne Zustimmung gibt es keine Eintragung. Falsche Angaben sollen strafbar werden, Täuschungen rückwirkend bis zu fünf Jahre Konsequenzen haben.
Die deutsche Richtung ist eindeutig: weniger Gutgläubigkeit, mehr Kontrolle, klare Zuständigkeiten. Genau jene Elemente, die in Österreichs Sozialverwaltung häufig kritisiert werden – insbesondere dort, wo große Familien mit unklarer Identität in den Leistungsbezug kommen.
Ob Wien diesen Kurs übernimmt, ist offen. Der politische Druck steigt jedoch, denn die Fälle häufen sich – und mit ihnen die Skepsis, dass das System nicht mehr robust genug ist, um Missbrauch zu erkennen.