Die österreichische Sozialdemokratie wirbt auf X von Deutschland aus? Seit diesem Wochenende ist auf X (früher Twitter) genau zu sehen, wo ein Account lokalisiert ist. Überraschenderweise twittert nach diesen Informationen die SPÖ aus Deutschland, ebenso die Grünen. Hingegen sind FPÖ, Volkspartei und NEOS in "Austria" lokalisiert.

Screenshot SPÖ X
Screenshot SPÖ X

Die Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) hat nun eine neue Funktion eingeführt, die weltweit für Debatten sorgt: Nutzerprofile zeigen künftig an, in welchem Land ein Konto „basiert“ ist. Was offiziell als Maßnahme für mehr Transparenz gedacht ist, trifft auf Kritik, technische Probleme und auch Datenschutzbedenken. Die Funktion ist Teil des neuen Informationsmoduls „About This Account“, das seit 21. November 2025 schrittweise ausgerollt wird.

Länderkennung liefert Überraschungen

Unter dieser neuen Profilrubrik finden sich nicht nur Angaben zum Erstellungsdatum eines Accounts oder die Zahl der bisherigen Namensänderungen. Besonders im Fokus steht die Länderkennung, die anzeigen soll, aus welchem Staat ein Konto stammt – oder genauer: mit welchem Staat es laut X assoziiert wird. Nutzer können wählen, ob sie ein bestimmtes Land oder nur eine größere Region anzeigen lassen wollen, etwa um ihre Privatsphäre zu schützen. Das Feature sollte ursprünglich allen Nutzer auch bei anderen Profilen angezeigt werden, das wurde nach viel Kritik jedoch vorübergehend wieder eingeschränkt.

Kampf gegen Trollfarmen im Ausland

X begründet die Neuerung mit dem Kampf gegen Manipulation im Netz. Konten, die systematisch aus dem Ausland gesteuert werden, Trollfarmen oder Botnetzwerke sollen durch die Herkunftsangabe leichter identifiziert werden. Gleichzeitig kündigte die Plattform an, künftig zu erkennen, ob ein Nutzer VPN- oder Proxy-Verbindungen nutzt. Das könnte bedeuten, dass Profile Warnhinweise erhalten, wenn der Standort unzuverlässig ist – ein technisches Unterfangen, das allerdings heikel ist.

Bereits kurz nach der Einführung kam es zu massiven Ungenauigkeiten: Nutzer berichteten, dass ihnen falsche Länder zugewiesen wurden – teils wegen VPNs, teils aufgrund älterer, uneinheitlicher Datenbestände. X selbst räumte ein, dass die Standortinformationen bei vielen Accounts noch nicht korrekt seien und verbessert werden müssten. Vor allem in politisch sensiblen Regionen sorgte der Rollout für Unruhe. Menschenrechtsorganisationen kritisierten, dass Nutzer aus autoritären Staaten durch die Länderanzeige gefährdet würden, wenn ihre wahre oder vermeintliche Herkunft sichtbar wird.

Auch in demokratischen Ländern gibt es Bedenken: Datenschützer warnen, dass das Feature leicht zur Stigmatisierung missbraucht werden könne. Kritiker befürchten, dass Nutzer aufgrund ihres Ländernamens als „ausländische Akteure“ diskreditiert oder zu Unrecht als Teil politischer Kampagnen diffamiert werden könnten.

Übrigens: Auch der ORF und auch der Standard hätten laut X ihre Accounts in "Germany".

Screenshot FPÖ X
Screenshot FPÖ X