Schweizer Staatsfunk baut 900 Stellen ab - und was macht der ORF?
Die Schweizer Rundfunkgesellschaft haben politische Entscheidungen weit stärker getroffen als den ORF in Österreich. Während hierzulande der Zwangsbeitrag bis 2029 eingefroren wurde, haben ihn die Schweizer von 335 auf 300 Franken gesenkt und viele Unternehmen von den Gebühren befreit. Für die SRG bedeutet dies Mindereinnahmen von 120 Millionen Franken in den nächsten drei Jahren. Hinzu kommen Rückgänge bei den Werbeeinnahmen von prognostizierten 90 Millionen Franken und die Teuerung, die mit 60 Millionen an zusätzlichen Betriebskosten zu Buche schlägt.
Beim ORF sieht es etwas anders aus: Für die Jahre 2023 bis 2026 muss Generaldirektor Roland Weißmann (57) nach einem Verfassungsgerichtshof-Erkenntnis ein 325-Millionen-Sparpaket abliefern: Daraus werden heuer 89 Millionen Euro fällig, 2026 sind es 104 Millionen. Obendrauf gibt es ein von der Regierung ab 2027 bis 2031 diktiertes Einsparungspaket über 220 Millionen Euro.
Keine Reduzierung der Sender in Österreich
Aber ein echter Spardruck wie in der Schweiz scheint hierdurch nicht zu entstehen. Erstaunlich: Anders als seine Schweizer Kollegen will der Generaldirektor am Programm nicht kürzen: "Wir werden die Programme, die den ORF und seinen Erfolg ausmachen, so anbieten wie bisher", sagte Weißmann kürzlich gegenüber dem Standard und erwähnte ausdrücklich die Radioprogramme Ö3, FM4 und Ö1 und ORF 3.
Und auch beim Personal seien Kündigungen "nicht notwendig", so Weißmann. Allerdings läuft am Küniglberg ein "Handshake-Programm", bei dem älteren und damit teureren Beschäftigten der Ausstieg beim ORF schmackhaft gemacht werden soll. Kolportierte 350 Mitarbeiter sollen so freigesetzt werden. Einen "goldenen Handschlag" gebe es laut Generaldirektor für die Betroffenen allerdings nicht. Darüberhinaus sollen alle Ausgaben quer durch sämtliche Abteilungen auf den Prüfstand.
Mehr scheint beim zwangsalimentierten ORF nicht notwendig. Dank 15,30 Euro monatlichen Gebühren der Beitragszahler und trotz sinkender Werbeeinnahmen rechnen die Staatsfunker im kommenden Jahr sogar mit einem leichten Plus. 1,1 Milliarden Euro sollen in die Kassen gespült werden, nur 183 Millionen davon stammen aus Werbeerlösen. Für den laufenden Betrieb wollen die Fernseh- und Radiomacher 733 Millionen Euro aus den Beiträgen der Gebührenzahler ausgeben.
Für 2026 kalkuliert der ORF mit einem Konzernergebnis von 2,9 Millionen Euro, das der Stiftungsrat noch in dieser Woche absegnen soll. Im kommenden Jahr erwartet Österreichs-Gebühren-TV 1,1 Milliarden Euro an Einnahmen. Der Großteil davon kommt bei Österreichs weitaus größtem Medienunternehmen aus ORF-Beiträgen. Zahlen für den Hinterkopf, wenn die ORF-Gebühren erneut angehoben werden sollen.