Im Zentrum des jetzt aufgeflogenen unfassbaren Korruptions-Thrillers in der Ukraine steht ein Mann, der jahrelang kaum öffentlich in Erscheinung trat, doch hinter den Kulissen enorme Macht angehäuft haben soll: Timur Mindich (46), Unternehmer, Multi-Millionär und Mitbesitzer der ukrainischen TV-Produktionsfirma Kvartal 95, für die bis 2019 auch Wolodymyr Selenskyj gearbeitet hat.
Nun deckten die Ermittlungen des Nationalen Antikorruptionsbüros (NABU) ein gewaltiges Netzwerk von Timur Mindich auf, dessen protzige goldene Toilette mittlerweile weltweit auf allen Social-Media-Kanälen als Symbol für die ungeheuerliche Korruption in der Ukraine steht.
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Selenskyjs Ex-Freund ließ Korruptions-Ermittler überwachen
Laut den Ermittlern sollen mehr als 500 Personen von Mindichs Mitarbeitern systematisch ausspioniert worden sein - das erklärte Oleksandr Abakumov, Leiter der NABU-Detektivabteilung, bei einer Anhörung im Parlament. In den Akten, die bei Hausdurchsuchungen gefunden wurden, fanden sich die Daten über Ermittler, Minister, Abgeordnete und Journalisten, inklusive Wohnadressen, Verwandtschaftsbeziehungen und sogar Informationen über die Kinder der Zielpersonen. Teile der Dossiers wurden am 17. Juli 2025 erstellt, also noch bevor es zu großangelegten Durchsuchungen im Energiekonzern Energoatom kam. Ein zeitlicher Zusammenhang, der politisch absolut brisant ist, schreiben ukrainische Medien.
Mindich, lange Zeit in Kiew als graue Eminenz im Umfeld des Präsidenten betrachtet, ist nicht irgendein Geschäftsmann. Er gilt als einer der entscheidenden Figuren im Medienimperium, das Selenskyj einst aufgebaut hat.
Im Jahr 2021 feierte Selenskyj sogar seinen Geburtstag in Mindichs feinem Appartement in Kiew. Damals geriet Timur Mindich erstmals so richtig ins öffentliche Rampenlicht. Zu diesem Zeitpunkt war der Covid-Lockdown eben erst aufgehoben worden, und am 29. Januar feierten mehr als 30 Personen im Appartment des „Kvartal 95“-Mitbesitzers - das berichtete der in der Ukraine bekannte Journalist Mychajlo Tkach in einer Enthüllungs-Story.
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Selenskyj, Jermak, Tschernyschow waren bei Mindich
Selenskyj erklärte später, die Feier sei eine Überraschung für ihn gewesen. Er habe sich zu Hause aufgehalten, als man ihn von Mindichs Wohnung aus anrief, dort warteten bereits Freunde und enge Vertraute. Neben Schauspielern des „Kvartal“-Ensembles waren auch ranghohe Vertreter des Präsidentenbüros anwesend: Andrij Jermak, Kyrylo Tymoschenko und Oleksij Tschernyschow, der nun ebenfalls per Haftbefehl gesucht wird.
Mindichs Nähe zum Präsidialamt zeigte sich nicht nur durch regelmäßige Besuche, sondern auch durch gemeinsame Feiern: So zählte er etwa zu den geladenen Gästen bei der großen 50-Jahr-Geburtstagsfeier von Andrij Jermak im Ferienort Huta.
Der geflüchtete Unternehmer soll auch gute Beziehungen zu dem prominenten Oligarch Ihor Kolomoyskyi haben, er ist seit Jahren ein umstrittener Akteur in Energie- und Finanzkreisen. Internationale Medien bezeichneten Mindich mehrfach als „Selenskyjs Finanzier“, andere als stillen Architekten eines Netzwerks, das politischen Einfluss, Unterhaltung und Wirtschaft verband.
Gattin Katia besitzt die Dolce & Gabbana-Boutique in Kiew
Als im November 2025 NABU-Ermittler seine Wohnung durchsuchten, war Mindich verschwunden. Seitdem rätseln Behörden und Beobachter: Ist er in Israel untergetaucht? Oder in Österreich, wo er geschäftliche Kontakte unterhält und Medienkreisen zufolge seit Jahren Rückzugsorte besitzt? Seine Schwester hält sich mit Informationen zurück, was die Spekulationen weiter anheizt. Bereits im Sommer berichteten ukrainische Medien, dass sich Timur Mindich in Österreich befinde - und wenig Lust hätte, wieder zurück in die Ukraine zu kommen, wo gegen ihn massive Korruptions-Ermittlungen laufen. Seine Gattin postet immer wieder auf Instagram, zuletzt fehlten Hinweise auf den aktuellen Aufenthaltsort: Katia Verber besitzt den Dolce & Gabbana-Store in Kiew.
"Operation Midas": Gigantische Summe erbeutet
In der "Operation Midas“, zu der dieses "Mindichgate" gehört, untersuchen Ermittler einen gewaltigen Korruptions-Krimi in staatlichen Energie- und Rohstoffunternehmen. Der Schaden könnte hunderte Millionen Dollar betragen – und der Skandal reicht bis in Ministerien. Mindich selbst wird beschuldigt, Einfluss auf Energoatom genommen und über Mittelsmänner vertrauliche Daten abgerufen zu haben. Besonders brisant: Die Ermittler vermuten, dass Personen innerhalb staatlicher Behörden Zugriff auf geschützte Datenbanken ermöglicht haben könnten.
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Präsident Selenskyj distanzierte sich bereits klar von all den Korruptions-Vorwürfen und betonte öffentlich, dass „Freundschaft kein Schutz vor dem Gesetz“ sei. Doch der Fall trifft seine Regierung ins Mark. Westliche Partner, die Milliardenhilfen an Antikorruptionsmaßnahmen knüpfen, beobachten die Entwicklung mit wachsender Unruhe. Ein Verdacht im Raum lautet: Wenn eine private Gruppe hunderte Beamte ausspähen konnte – wie sicher sind dann überhaupt die staatlichen Strukturen der Ukraine?
Wie intensiv sucht Österreichs Exekutive den Verdächtigen?
Die Flucht von Timur Mindich kommt nach all den Enthüllungen nicht wirklich überraschend. Allerdings provoziert das Verhalten der europäischen und internationalen Sicherheitsbehörden einige Fragen: Warum gibt es noch keine Öffentlichkeitsfahndung durch Europol? Warum wird Timur Mindich nicht in Österreich per Öffentlichkeitsfahndung zur Verhaftung ausgeschrieben? Und wie intensiv sucht Österreichs Innenministerium tatsächlich nach dem Ex-Freund des ukrainischen Präsidenten?
Parmenion