Die Wirtschaftskammer Österreich steht unter starkem öffentlichem Druck – und nun liefert die neue Präsidentin Martha Schultz das Versprechen eines Neustarts: Bei der Sitzung des Wirtschaftsparlaments in der Wiener Wiedner Hauptstraße, wo traditionell die Fraktionen von ÖVP-Wirtschaftsbund über Freiheitliche Wirtschaft bis hin zu den liberalen Unos zusammenkommen, setzt Schultz ihren ersten politischen Akzent: „Keine Revolution, aber eine klare Reform“, erklärt sie gleich zu Beginn ihrer Antrittsrede.
Schultz übernimmt das Amt nach turbulenten Wochen und dem nötigen Rücktritt ihres Vorgängers Harald Mahrer. Die Tiroler Unternehmerin, bislang Vizepräsidentin, betont, sie stehe der Kammer nur interimistisch vor – dennoch will sie offensiv gegen die massiven Imageschäden vorgehen, die der Organisation zuletzt zu schaffen machten. Der Vorwurf: Selbstgefälligkeit, Intransparenz und ein aufgeblähter Funktionärsapparat. „Das Bild, das derzeit gezeichnet wird, ist in dieser Schärfe nicht gerechtfertigt“, sagt Schultz. Das Vertrauen sei jedoch angekratzt – und das müsse sich ändern.
Tatsächlich reihten sich die Skandale zuletzt Schlag auf Schlag: erst die umstrittenen Gehaltserhöhungen für Mitarbeiter, dann wachsende Empörung über hohe Funktionärszulagen. Der öffentliche Druck führte schließlich zum Ende der Ära Mahrer. Nun muss Schultz die Trümmer wegräumen, sie versucht, die Leistungen der Kammer ins Zentrum zu rücken: Von der Senkung der Körperschaftsteuer über die gebührenfreie Meisterprüfung bis hin zur Entlastung bei der Normverbrauchsabgabe. „Wir leisten wertvolle Arbeit für die Unternehmen dieses Landes“, betont die neue Präsidentin.
Doch Worte allein werden nicht reichen. Schultz kündigt an, Funktionsentschädigungen vorerst einzufrieren, Gehaltsanpassungen ab 2026 zu reduzieren und die Strukturen der Kammer grundsätzlich zu hinterfragen. „Wir müssen prüfen, ob alles, was irgendwann geschaffen wurde, heute noch notwendig ist.“ Man wolle finanzielle Spielräume schaffen – und diese direkt an die Mitglieder weitergeben.
Auch der Rechnungshof hat der Kammer zuletzt Hausaufgaben aufgegeben: mehr Transparenz über milliardenschwere Rücklagen, effizientere Strukturen, striktere Regeln bei Zulagen. Schultz kündigt an, diese Empfehlungen ernst zu nehmen.