Rekordzahl an Arbeitslosen: Traurige Weihnachten für 400.000 Österreicher

Österreich kommt immer tiefer in eine gewaltige Krise – und eine politische Antwort der Bundesregierung bleibt aus: Ende November waren österreichweit 399.199 Menschen arbeitslos oder in Schulung, wie das Arbeitsmarktservice (AMS) bekanntgab. Das entspricht einem Anstieg von 4,0 Prozent oder 15.236 Personen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Es ist die 32. (!) monatliche Steigerung in Folge, seit April 2023 gab es keinen einzigen Rückgang mehr. Die Arbeitslosenquote kletterte nun auf 7,5 Prozent.

Eine Trendumkehr ist nicht absehbar. AMS-Vorstand Johannes Kopf spricht von lediglich „mit viel gutem Willen und der Lupe“ erkennbaren Hinweisen auf eine mögliche Erholung – allerdings erst 2026. Die bisherigen Signale deuteten eher auf eine vorsichtige Belebung denn auf ein kräftiges Wachstum im kommenden Jahr. Die strukturelle Schwäche der Industrie, die zunehmende Zurückhaltung von Unternehmen und die gedämpfte Konsumlaune lassen wenig Raum für Optimismus.

Besonders stark trifft die Entwicklung Niederösterreich mit einem Plus von 6,9 Prozent sowie die Steiermark mit 5,7 Prozent. Dort sorgten zuletzt Stellenabbau-Ankündigungen von großen Arbeitgebern wie voestalpine oder Wollsdorf Leder für zusätzliche Verunsicherung. Auch im Burgenland (plus 4,9 Prozent) und in Tirol (plus 4 Prozent) liegen die Zuwächse deutlich über dem Bundesschnitt. Etwas moderater fällt die Lage in Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien aus, wo die Steigerungen zwischen 3,0 und 3,9 Prozent liegen. Einzig Kärnten zeigt sich vergleichsweise stabil: Mit einem Plus von nur 0,7 Prozent bleibt das Bundesland erneut ein Ausreißer nach unten.

Branchenbezogen meldet das AMS die höchsten Anstiege im Gesundheits- und Sozialwesen (plus 16,8 Prozent), gefolgt vom Handel (7,4 Prozent), Verkehr und Lagerei (6,7 Prozent) sowie der Industrie und Gütererzeugung (5,2 Prozent). Erneut besonders betroffen sind Frauen, deren Arbeitslosigkeit um 6,2 Prozent zunahm – fast dreimal so stark wie bei Männern (plus 2,1 Prozent). Arbeits- und Sozialministerin Korinna Schumann betonte dabei erneut die Notwendigkeit gezielter Förderprogramme und verwies auf 670 Millionen Euro, die das AMS jährlich dafür bereitstellt - aber diese Maßnahmen sind nicht neu.

Gleichzeitig setzt sich ein weiterer besorgniserregender Trend fort: Die Zahl der offenen Stellen sank gegenüber dem Vorjahr um 13,2 Prozent auf 71.933. Auch der Lehrstellenmarkt kühlt weiter ab – hier beträgt der Rückgang sogar 17,3 Prozent.

Keine großen Ideen gegen die Krise

Während die Wirtschaft mit steigender Arbeitslosigkeit, rückläufigen Stellenangeboten und wachsender Unsicherheit kämpft, wartet das Land weiterhin auf ein industriepolitisches Signal. Die Bundesregierung hatte angekündigt, bis Jahresende einen umfassenden Industrieplan vorzulegen – ein Konzept, das die Wettbewerbsfähigkeit stärken, Investitionen ankurbeln und strukturelle Schwächen beheben sollte. Doch dieses Versprechen blieb unerfüllt. Bis heute liegt kein Plan und auch kein Zeitplan auf dem Tisch.

Damit fehlt ausgerechnet in einer Phase, in der Industrie und Arbeitsmarkt gleichermaßen unter Druck stehen, die politische Orientierung, die Unternehmen und Beschäftigte dringend bräuchten. Auch eine sofortige Abschaffung der CO2-Steuer, die Österreichs Unternehmen massiv belastet und als Preistreiber gilt, wird von der ÖVP-SPÖ-NEOS-Koalition noch immer verweigert.