Das sind aber nicht die einzigen Zahlen, die Mediziner weltweit alarmieren. Verschiedene Studien zeigen, dass die Brustkrebspatientinnen immer jünger – und die Tumore immer aggressiver werden. So stieg die die Inzidenzrate von Frauen unter 40 laut einer aktuellen globalen Analyse von 2025 zwischen 1990 und 2021 von 8,9 auf 11,7 pro 100.000 Frauen.
Besorgniserregend sei neben den hohen Zahlen auch die höhere Aggressivität von Tumoren bei jungen Frauen. Einer französischen Studie aus 2022 zufolge, kam es seit 1990 zu einem Anstieg der invasiven Brustkrebs-Inzidenz von etwa 2,1 Prozent pro Jahr. Invasiv heißt, dass der Brustkrebs bereits begonnen hat zu streuen und sich über die ursprünglichen Gewebegrenzen hinaus ausbreitet.
Aber warum erkranken immer mehr junge Frauen an Brustkrebs? Dazu gibt es keine eindeutigen Ergebnisse. Experten vermuten, dass Lebensstil und Umwelt eine Rolle spielen. Ernährung, Bewegungsmangel, Alkohol- und Tabakkonsum zählen zu den Hauptfaktoren für früh einsetzenden Brustkrebs, würden insgesamt aber nur einen kleinen Teil ausmachen.

Großes Problem sei die Früherkennung. Besser gesagt, die nicht vorhandene Früherkennung. Denn routinemäßige Mammografie-Screeningprogramme werden Frauen ab 45 Jahren empfohlen, jüngere sind üblicherweise nicht die Zielgruppe für Früherkennungsmaßnahmen.
Dass hier raschest möglich ein Umdenken stattfinden muss, zeigt auch eine neue US-Studie, die am Montag auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America (RSNA) vorgestellt wurde. Ziel der Studie war es herauszufinden, wie häufig Brustkrebs unter jungen Frauen auftritt, in welchem Stadium sich die Tumoren befinden und wie sie entdeckt wurden. Dafür analysierte das Team die Daten von sieben ambulanten Einrichtungen im Umkreis von New York. Mit dem Ergebnis: Zwischen 2014 und 2024 wurden insgesamt knapp 1800 Brustkrebsfälle bei Frauen im Alter von 18 bis 49 Jahren diagnostiziert. Das waren jährlich zwischen 20 und 24 Prozent aller Brustkrebsfälle – also fast ein Viertel aller Brustkrebspatientinnen sind bereits unter 49 Jahre alt. "Diese Studie zeigt, dass ein erheblicher Anteil der Krebserkrankungen bei Frauen unter 40 diagnostiziert wird, einer Gruppe, für die es derzeit keine Vorsorgerichtlinien gibt", erklärt dazu die Radiologin Stamatia Destounis.
Besonders alarmierend: In 80,7 Prozent der Fälle wurde ein invasiver Tumor diagnostiziert, viele waren aggressiv
Und: Wie anhand der Studie ebenfalls festgestellt wurde, liegt das Durchschnittsalter bei der Diagnose bei 42,6 Jahren. Besonders alarmierend auch hier: In 80,7 Prozent der Fälle wurde ein invasiver Tumor diagnostiziert. "Die meisten dieser Krebserkrankungen waren invasiv, das heißt, sie konnten sich über die Brust hinaus ausbreiten, und viele waren aggressiv – insbesondere bei Frauen unter 40", sagt Destounis. "Einige waren triple-negativ, eine Form von Brustkrebs, die schwieriger zu behandeln ist, da sie nicht auf gängige hormonbasierte Therapien anspricht."
Die US-Radiologin plädiert deshalb für eine frühere Risikiobewertung. „Diese Daten bestätigen, dass Frauen unter 50, insbesondere unter 40, nicht automatisch als risikoarm angesehen werden sollten und absolut von einer möglichst frühzeitigen Risikobewertung profitieren können." Junge Frauen sollten daher unbedingt darüber informiert werden, auf Veränderungen ihrer Brüste zu achten und in bestimmten Fällen mit Vorsorgeuntersuchungen zu beginnen. "Frauen mit einer starken familiären Vorbelastung oder genetischen Mutationen sowie bestimmte Minderheiten und ethnische Gruppen haben ein höheres Risiko, in jüngerem Alter an Brustkrebs zu erkranken. Diese Kombination – eine konstante Inzidenz und eine unverhältnismäßig aggressive Biologie – stellt eine direkte Herausforderung für altersbasierte Screening-Grenzwerte dar und spricht für frühere, risikobezogene Screening-Ansätze“, sagt Stamatia Destounis und erklärt abschließend: "Wir können uns nicht allein auf das Alter verlassen, um zu entscheiden, wer untersucht werden sollte. Eine genauere Betrachtung der persönlichen und familiären Vorgeschichte und möglicherweise eine frühere Untersuchung einiger Frauen könnten dazu beitragen, diese Krebsarten früher zu erkennen."