Causa Eurofighter: Neuer Korruptionsprozess um 65 Millionen Euro "Abfluss" 22 Jahre nach Kauf

65 Millionen Euro sollen der Berliner Luftfahrt-Manager B. (74) und die beiden Wiener Waffenlobbyisten S. (67) und P. (65) aus der in den Eurofighter-Deal eingebundenen EADS Deutschland GmbH (später: Airbus Defence and Space GmbH) „ausgeschleust“ haben. Das Geld landete im Londoner Scheinunternehmen Vector Aerospace LLP - so steht es aktuell im Beschluss des Oberlandesgericht Wien, das nun den Weg zu einer Anklage gegen die Tatverdächtigen freimachte. Im Frühjahr 2026 - 22 Jahre nach dem Kauf von 18 Eurofighter-Jets durch die Republik Österreich - soll es zum Prozess kommen.

Wer aller in den Genuss des mutmaßlichen Bestechungsgeldes kam oder kommen sollte, wird in der Anklageschrift, die der Tageszeitung "Die Presse" vorliegt, nicht näher ausgeführt. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) konzentriere sich vielmehr auf den „Mittelabfluss“ zum Nachteil der EADS, schreibt dazu die Zeitung: Im kommenden Prozess um vielleicht nicht legale Geldflüsse aus dem Eurofighter-Konzern soll es nur um die drei Manager gehen. Sie gelten auch nicht als Haupttäter, sondern als Beitragstäter – als jene, die dem bereits verurteilten deutschen Manager H. zuarbeiteten. H. war im Jänner 2019 per Strafbefehl des Amtsgerichts München schuldig gesprochen worden. Einer der Beschuldigten, S., soll laut Unterlagen sogar an der Gründung der Firma Vector beteiligt gewesen sein.

Über dieses Unternehmen flossen laut Anklage 90 Millionen Euro. Offiziell sollten mit dem Geld Gegengeschäfte ermöglicht oder Provisionen ausgezahlt werden.

Keine Aufklärung über Letztempfänger der Millionenbeträge

Die Anklage geht aber davon aus, dass Vector vor allem als „schwarze Kasse“ diente. Von dort aus sei zuvor ausgeschleustes Geld an „festgelegte Begünstigte“ verteilt worden – an ein Netzwerk aus Waffenlobbyisten, Wirtschaftsakteuren und bislang unbekannten Letztempfängern. Um die wahren Empfänger zu verschleiern, sollen S. und P. eine Vielzahl von Scheinverträgen mit eigens gegründeten Briefkastenfirmen rund um den Globus aufgesetzt haben.

Doch trotz der detaillierten Konstruktion bleibt der Kern des Skandals nebulös: Wer tatsächlich kassierte und ob Gelder Richtung Politik flossen, bleibt vermutlich ungeklärt. Die Anklage spart diesen zentralen Punkt aus und lässt damit einen der wichtigsten Fragen des Eurofighter-Komplexes weiter unbeantwortet.

Österreich kauft aktuell um 1,5 Milliarden Euro zwölf Kampf- und Trainingsjets vom italienischen Hersteller Leonardo. Dieses Unternehmen war vor seiner Umbenennung 2017 noch als Finmeccanica in einem gewaltigen Korruptions-Fall involviert. Der italienische Konzern ist Teil des Konsortiums, das auch das Kampfflugzeug Eurofighter entwickelt hat.