Netflix hat einen Teil von Warner Bros übernommen

Überraschenderweise hat die gesamte Transaktion einen starken Gegner. Es ist US-Präsident Donald Trump.

Netflix kauft Warner Bros. Foto: Mario Tama/Getty Images

Netflix kauft Warner Bros. Foto: Mario Tama/Getty Images

Die allgemeine Marktstimmung bleibt im Dezember unverändert. Es herrscht weiterhin Optimismus vor. Die einzige Veränderung besteht darin, dass die künstliche Intelligenz von der bevorstehenden Sitzung der US-Notenbank überschattet wird.

Aber auch hier kann sich niemand ein anderes Szenario als eine weitere Zinssenkung um fünfundzwanzig Basispunkte vorstellen. Das einzige Risiko ist daher eine Aktualisierung der makroökonomischen Prognosen der Fed. Hier sind die optimistischen Anleger und Analysten jedoch gut gewappnet.

Und selbst wenn die Prognosen sehr schlecht ausfielen und sich herausstellte, dass die Fed nicht mit einer großen Zinssenkung rechnete, würde nichts passieren. Denn jeder weiß, dass Jerome Powell im Mai als Fed-Gouverneur ausscheiden wird. Den Namen des neuen Gouverneurs kennen wir noch nicht, aber das ist auch nicht wichtig.

Denn sicher ist, dass der neue Fed-Gouverneur auf US-Präsident Donald Trump hören wird, der die Zinsen so niedrig wie möglich halten will. Die alte Fed-Führung kann also denken, was sie will, aber die neuen Karten werden im Mai verteilt. Wie wir aus Erfahrung wissen, stört sich Trump nicht an diesen großen Veränderungen.

Die Grenzen der Wirtschaftsgesetze

Die Frage ist, ob die Wirtschaftsgesetze dies zulassen werden, denn es wird sehr schwierig sein, die Zinssätze deutlich zu senken, wenn die Inflation über 2,5 % liegt.

Natürlich werden die meisten Befürworter von Zinssenkungen argumentieren, dass die Inflation kein so großes Problem mehr darstellt, sondern der US-Arbeitsmarkt das Problem ist. Und genau hier liegt der Hund begraben. Denn wenn die US-Notenbank die Zinsen senkt, bedeutet das, dass etwas nicht funktioniert. Höchstwahrscheinlich der US-Arbeitsmarkt.

Sich über eine Zinssenkung zu freuen, ist dasselbe wie sich darüber zu freuen, dass wir krank sind und der Arzt uns starke Medikamente verschreibt. Die Märkte folgen also einer perversen Logik: Wenn sie schlechte Nachrichten als gute Nachrichten interpretieren, bedeutet dies, dass es einen Grund gibt, die Zinsen weiter zu senken. Die Märkte können nur steigen. Diese Theorie wurde sofort in der Praxis getestet.

Die Fed tappt im Dunkeln

Die angekündigte Fed-Sitzung wird eine Besonderheit aufweisen. Dank des längsten Shutdowns der Geschichte hatte das US-Statistikamt keine Zeit, die neuesten makroökonomischen Statistiken zu veröffentlichen. Die Fed bewegt sich also im Dunkeln. Wir werden die wichtigen Zahlen erst nach der Sitzung der US-Notenbank erfahren.

Und so mussten die Anleger dankbar die ADP-Zahlen entgegennehmen, um sich ein Bild vom US-Arbeitsmarkt zu machen. Dabei handelt es sich um ein privates Unternehmen, das vor allem Lohndaten analysiert.

Ihre Zahlen zeigen, dass der US-Arbeitsmarkt im November insgesamt 32 Tausend Arbeitsplätze verloren hat. Analysten hatten im Gegenteil mit einem Stellenzuwachs gerechnet. Es war also eine unerfreuliche Nachricht. Die Märkte reagierten jedoch mit einem Anstieg, da der US-Arbeitsmarkt nicht funktioniert und die Fed daher die Zinsen senken muss.

Die zweite sehr negative Nachricht ist, dass die meisten Entlassungen in kleinen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes oder des Baugewerbes stattfanden. Der Verlust von Arbeitsplätzen in diesen Sektoren zeigt, dass es sich nicht um ein zufälliges, sondern um ein strukturelles Problem handelt. Aber auch hier gilt, dass der Markt sich nicht daran stört. Wenn es sich um ein strukturelles Problem handelt, muss die US-Notenbank um so energischer dagegen vorgehen.

Damit sind die makroökonomischen Nachrichten praktisch erschöpft. Auch aus geopolitischer Sicht gibt es keine Veränderungen. Die Friedensverhandlungen in der Ukraine kommen nur noch im Schneckentempo voran. Auch auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz hat sich nicht viel getan. Und so können wir einen Blick auf die verschiedenen Unternehmensmeldungen werfen.

Netflix will HBO-Kanäle schlucken

Die große Nachricht war die Ankündigung von Netflix, dass es eine endgültige Vereinbarung zur Übernahme einiger Vermögenswerte von Warner Bros. Discovery. Dabei handelt es sich in erster Linie um das Studio- und Streaming-Geschäft. Der Wert der gesamten Transaktion soll sich auf 72 Milliarden Dollar belaufen.

Gleichzeitig wird Netflix einen Teil der Schulden von Warner Bros. übernehmen und damit vor allem im Streaming-Markt die direkten Konkurrenten in Form der Sender HBO und HBO Max absorbieren.

Die Reaktion der Märkte gab uns eine klare Vorstellung davon, wie das Vorhaben von den Anlegern aufgenommen wurde. Während die Aktien des schuldenbeladenen Unternehmens Warner Bros. um sechs Prozent stiegen, gaben die Netflix-Aktien um mehr als drei Prozent nach. Dadurch wurde den Anlegern klar, dass das Risiko des gesamten Vorgangs nun bei Netflix lag.

Obwohl es sich um ein hochprofitables Unternehmen handelt, stellt sich immer die Frage, ob es diesmal zu viel riskiert hat. Schließlich geht es bei der Übernahme von Warner Bros. nicht nur um Marktanteile, sondern auch um die Fähigkeit, ein so großes Inhalts-Ökosystem zu verwalten.

Entwicklung des Aktienkurses von Warner Bros. seit Anfang des Jahres

Für Netflix ist jedoch etwas anderes von grundlegender Bedeutung: die Kontrolle über das riesige Archiv von Warner. Dies würde es Netflix ermöglichen, eine lange Liste ikonischer und historisch bedeutsamer Titel in sein Abonnement aufzunehmen, denn genau diese Tiefe des Katalogs war bisher der Vorteil von Konkurrenten wie Walt Disney oder Paramount.

Netflix erhält damit nicht nur zusätzliche Studios, sondern auch das, was ihm im Vergleich zu traditionellen Medienhäusern fehlte: ein starkes Bibliotheksportfolio, das die Nutzerbindung erhöhen und das Wachstum vorantreiben kann. Gleichzeitig würde dies die Abhängigkeit von der Lizenzierung ausländischer Inhalte verringern, was den Betrieb des Dienstes auf lange Sicht billiger machen kann.

Eingreifen des Präsidenten?

Überraschenderweise hat der ganze Deal jedoch einen starken Gegner, und zwar US-Präsident Donald Trump selbst. Netflix wird dadurch einen großen Anteil am US-Streaming-Markt gewinnen - etwa 30 Prozent, was Trump als potenzielles Problem erkannt hat.

Das ist genug für die Kartellbehörde, um das Geschäft zu prüfen. Netflix-Manager verteidigen sich jedoch damit, dass ihr Anteil in Wirklichkeit kleiner ist, weil YouTube oder TikTok zu den Streaming-Diensten gezählt werden müssen.

Das Wall Street Journal hat eine vielleicht noch prosaischere Erklärung als die Angst des Präsidenten, den US-Markt wettbewerbsfähig genug zu machen. Die Freundschaft des Präsidenten mit Paramount-Chef David Ellison könnte hinter dem Einwand stecken.

Wenn der Kauf von Netflix von den US-Aufsichtsbehörden genehmigt wird, bedeutet dies vor allem für dieses Unternehmen einen sehr harten Wettbewerb.

Am Ende geht es vielleicht nicht nur um den Markt und die Regulierung, sondern auch darum, für wen der US-Präsident im Kampf um die Zukunft des Streamings hinter den Kulissen die Daumen drückt.