Wer kennt es nicht? Man steht im Geschäft, die Jeans in der rechten, den Pulli in der linken Hand, und rechnet. Und ist verblüfft: Kann es wirklich sein, dass die beiden Sachen zusammen über 1500 Schilling kosten? Gut, allen, die nach dem Jahr 2000 geboren – seit 1999 war der Euro offizielle Währung in Österreich, mit 1. Januar 2002 ersetzten Euro-Noten und Euro-Münzen den Schilling – sind, ist die Situation jetzt völlig unbekannt. Viele, die davor geboren sind, kennen das Phänomen allerdings ziemlich gut. Denn: 28 Prozent der Bevölkerung rechnen den Euro zumindest noch gelegentlich in Schilling um. 23 Prozent noch ab und zu und zehn Prozent häufig.
Das ergab jetzt eine Market-Analyse für den Standard. "Der Schilling ist noch nicht weg aus den Köpfen", bestätigt Market-Studienleiter David Pfarrhofer. Und in Deutschland ist die Situation nicht anders. Dazu der Experte von Market: "Auch die D-Mark hat für die Identität der Bevölkerung eine große Bedeutung gehabt – anders als etwa die Lira in Italien oder die Pesete in Spanien, wo mir keine Umfragen bekannt sind. Aber in Deutschland hat eine Allensbach-Umfrage im Juni dieses Jahres ergeben, dass vor allem die älteren Menschen noch die D-Mark im Kopf haben, wenn sie Euro-Beträge betrachten. Immerhin die Hälfte der Deutschen rechnet zumindest gelegentlich in D-Mark."
Wer pessimistisch ist, rechnet öfter um
Spannend ist auch, in welchen Bevölkerungsgruppen der Schilling nach wie vor präsent ist. Denn auch das hat Market erhoben. "Es gibt da ein Muster: Menschen, die sich nicht glücklich fühlen; die meinen, kein gutes Leben zu haben; die generell pessimistisch sind – das sind Leute, die ab und zu oder gar häufig in Schilling umrechnen. Das deckt sich zum Teil mit geringer Bildung und mit einer Parteipräferenz für die FPÖ, die sich ja schon in den 1990er Jahren gegen die Euro-Einführung positioniert hat", erklärt Pfarrhofer. Bei den Wählern von Grünen und Neos werde hingegen kaum noch in Schilling umgerechnet.
Der Schilling war von 1925 bis 1938 und von 1945 bis zur Einführung des Euros am 1. Januar 1999 die Währung und anschließend noch bis zum 28. Februar 2002 gesetzliches Zahlungsmittel in Österreich. Die Deutsche Mark (abgekürzt DM und im internationalen Bankenverkehr DEM, umgangssprachlich auch D-Mark oder kurz Mark) war von 1948 bis 1998 als Buchgeld und bis 2001 nur noch als Bargeld die offizielle Währung in der Bundesrepublik Deutschland.