"Bitte schreib nicht, dass ich das alles gesagt habe - ich will keinen Ärger haben. Und ich sagte das alles auch nicht deshalb, weil ich in der SPÖ noch etwas werden will", ermahnte der langjährige Spitzenpolitiker statement.at am Ende des Telefonats. Und es könnte tatsächlich sein, dass einige Regierungsmitglieder der SPÖ in Bund und Stadt Wien das sehr persönlich nehmen, wie der Politprofi seine Fraktion hart und schonungslos kritisiert.
"Die SPÖ ist in einer Todesspirale, da kommt sie auch so einfach nicht mehr 'raus", antwortet der Ex-SPÖ-Funktionär auf die Frage von statement.at, wie denn die sozialdemokratische Partei noch vor dem totalen Untergang zu retten wäre.
Extrem schlechte Umfragewerte, ein unscheinbares Dasein der SPÖ als Mitläuferpartei in einer ÖVP-geführten Koalition, dazu der wenig charismatische Bundesparteiobmann, sowie keine Rezepte gegen die schmerzende Teuerung, kein kräftiges Gegensteuern gegen Wirtschaftskrise und gegen das Insolvenz-Drama - und deshalb dann noch schlechtere Umfragewerte: "Die leben offenbar alle in einer Parallelwelt", ärgert sich der Ex-Spitzenpolitiker über die Ignoranz "seiner" Genossen gegenüber den wahren Problemen der Österreicher.
SPÖ hätte auch jüdische Unterstützer verärgert
Dass die SPÖ nun auch noch "ohne Not" Palästina als Staat anerkennen will, kann der bekannte Sozialdemokrat gar nicht verstehen: "Warum macht man so was? Und warum jetzt?" So hätte die Spitze der österreichischen Sozialdemokratie mit ihrer Resolution zur Anerkennung von Palästina nicht nur die jüdische Community in Wien verärgert, sondern auch viele jüdische Unterstützer der Partei. Auch die beiden Koalitionspartner seien unnötig provoziert worden.
Für Änderungen an der Parteispitze sei es aber "ohnehin zu spät", sagt der Ex-Politiker zu statement.at: "Für Andreas Babler kann sich vor dem Parteitag im Frühjahr kaum noch was ändern, er dürfte an der Spitze der SPÖ blieben." Einziges Zeitloch für einen Austausch: "Im Jänner wäre da schon noch etwas möglich - aber wer soll sich das antun? Die Bezahlung ist für einen Unternehmer, der erfolgreich im Leben unterwegs ist, alles andere als verlockend. Und: Der Verlust von Lebenskomfort wäre für einen Quereinsteiger aus der Wirtschaft dramatisch.
Nur noch acht Prozent wollen Babler als Kanzler
Dass in der SPÖ intensiv über einen Austausch des jetzigen Bundesparteichefs Andreas Babler diskutiert wird, ist angesichts der Umfragedaten nachvollziehbar: Nur noch acht Prozent würden laut einer neuen Umfrage der Lazarsfeld-Gesellschaft für oe24 (1000 Befragte vom 1. bis 2. 12. 2025) Andreas Babler bei einer (fiktiven) Direktwahl zum Kanzler wählen. 92 Prozent der Österreicher würden entweder einen anderen der vier Parteichefs oder einen ganz anderen Kandidaten bevorzugen.
Und die rote Mitregierungspartei landet in den neuesten Umfragen bei nur noch 18 %. Zum Vergleich: Unter Pamela Rendi-Wagner kam die SPÖ im März 2023 zumindest noch auf 22 % - die damalige Parteichefin wurde dann immer wieder aufgrund ihrer "Erfolglosigkeit" attackiert und über einen internen Wahlmodus ausgetauscht.