KIEW. Europa steuert auf ein Jahr mit außergewöhnlich niedrigen neuen Militärhilfen für die Ukraine zu. Nach einem starken ersten Halbjahr sanken die Zuweisungen bereits im Sommer – und fielen im September und Oktober auf lediglich 4,2 Milliarden Euro. Laut dem aktuellen Update des Ukraine Support Tracker wäre eine Verdopplung der monatlichen Hilfszusagen nötig, um das frühere Niveau zu halten. Ohne einen solchen Kraftakt wird 2025 das schwächste Jahr seit Kriegsbeginn.
Für Deutschland markiert 2025 dennoch einen Sonderfall: Berlin hat seine monatlichen militärischen Zuweisungen gegenüber den Jahren 2022 bis 2024 nahezu verdreifacht und liegt damit deutlich über den eigenen Vorjahreswerten. Dennoch bleibt die Bundesrepublik – ebenso wie Frankreich und das Vereinigte Königreich – relativ gemessen am eigenen BIP klar hinter den nordischen Staaten.
Österreich steht in diesem Gefüge wie so oft zwischen den Stühlen. Das Land leistet keine militärischen Hilfen, trägt aber über EU-Finanzinstrumente sowie humanitäre Flankierungen zur Gesamtunterstützung bei. In der innenpolitischen Debatte wächst der Druck, da steigende Beiträge zum EU-Budget und die Rolle als Nettozahler stärker ins Gewicht fallen, während die militärische Lastverteilung innerhalb Europas zunehmend asymmetrisch wird.
Dass Europa den Ausfall der US-Militärhilfe nicht kompensieren kann, zeigt die Relation deutlich: Während die durchschnittlichen jährlichen Hilfen der Jahre 2022 bis 2024 bei 41,6 Milliarden Euro lagen, wurden für 2025 bislang nur 32,5 Milliarden Euro erfasst. Um das historische Niveau zu halten, fehlten bis Jahresende noch 9,1 Milliarden – ein Ziel, das angesichts der politischen Dynamik kaum erreichbar wirkt.

Die Kluft innerhalb Europas wächst
Die Unterschiede in der europäischen Unterstützungslandschaft sind inzwischen frappant.
Deutschland, Frankreich und Großbritannien erhöhen ihre Beiträge stark, erreichen jedoch nicht jene Intensität, die Dänemark, Finnland, Norwegen oder Schweden gemessen an ihrer Wirtschaftsleistung zeigen.
Italien und Spanien hingegen bleiben nahezu abwesend: Italien kürzt seine – ohnehin niedrigen – Militärhilfen um 15 Prozent gegenüber früheren Jahren. Spanien meldet für 2025 überhaupt keine neuen militärischen Zuweisungen. Beide Länder schwächen damit die europäische Gesamtreaktion erheblich und verschärfen das Ungleichgewicht zwischen aktiven und passiven Gebern.
Die Analyse bestätigt damit eine politische Realität, die in Brüssel zunehmend als Risiko gesehen wird: Europas Hilfsarchitektur hängt mehr denn je an wenigen großen Staaten – und diese bewegen sich in einem innenpolitisch angespannten Umfeld. Für Österreich bedeutet das, dass Budgetdebatten über EU-Beiträge künftig stärker mit der Frage verknüpft werden, wie verlässlich das europäische Engagement gegenüber der Ukraine überhaupt bleibt.
Methodik des Ukraine Support Tracker
Der Ukraine Support Tracker erfasst militärische, finanzielle und humanitäre Zusagen von 41 Staaten sowie der EU-Institutionen. Die Daten beruhen auf offiziellen Regierungsmitteilungen und Medienberichten; Sachleistungen werden anhand von Marktpreisen geschätzt. Nicht berücksichtigt werden private Spenden oder Mittel internationaler Organisationen wie des IWF – ebenso wenig Unterstützungen für Drittstaaten im Zusammenhang mit der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge.