Darf Kunst alles? NEOS-Staatssekretär Schellhorn argumentiert für gekreuzigten Frosch

Soll die Kunst tatsächlich Maria als Transfrau darstellen oder Frösche kreuzigen? Viele Christen geht das zu weit - NEOS-Politiker Sepp Schellhorn verteidigt nun die Ausstellung im Künstlerhaus.

Sepp Schellhorn (NEOS), Credit: Getty Images

Sepp Schellhorn (NEOS), Credit: Getty Images

WIEN. Österreichs Deregulierungsstaatssekretär Sepp Schellhorn (NEOS) kontert via Instagram-Posting (siehe Link unten) auf den jüngsten Protest kirchlicher Gruppierungen gegen eine Ausstellung im Wiener Künstlerhaus „Es war Zeit, eine klare Position zu beziehen. Die Freiheit der Kunst ist unantastbar. Wenn politische oder religiöse Gruppen beginnen vorzuschreiben, was gezeigt werden darf, verlieren wir Schritt für Schritt unsere Offenheit. Der Diskurs bringt uns weiter, nicht das Verbieten“, meinte Schellhorn, der sich beim Besuch der umstrittenen Ausstellung filmen ließ. Die ÖVP, der große Koalitionspartner der NEOS, hat zu den Provokationen der Christen eine ganz andere Meinung.

Die Schau „Du sollst dir ein Bild machen" setzt die christliche Symbolik bewusst in ungewohnte, teils irritierende Kontexte.

Christenschutz spricht von „geschmackloser Herabwürdigung“

Die Meldestelle Christenschutz veröffentlichte dazu einen Protestbrief. Deren Präsident Jan Ledóchowski wirft den Kuratoren eine „gezielte, geschmacklose Herabwürdigung des Heiligen“ vor. Bestimmte Werke wären im Kontext des Islam oder Judentums „nie denkbar“, argumentiert Ledóchowski, und fragt, warum gerade das Christentum „Freiwild“ für Obszönitäten geworden sei.

Unter den Kritikpunkten findet sich eine lange Liste von Werken, in denen Sexualität, Fetischästhetik und religiöse Symbole unmittelbar aufeinandertreffen. Besonders empörte Beobachter stößt zudem jener Satz aus dem Begleitheft auf, die Schau sei eine „liebevolle“ und „humorvolle“ Annäherung an christliche Ikonografie.

Die umstrittenen Exponate im Überblick

  • „Von Schafen und Wölfen“ (Deborah Sengl): Eine Figur im Priestergewand mit Schafskopf und Wolfsgebiss. Für die Meldestelle eine pauschale Diffamierung des Klerus.
  • „Fred the Frog Rings the Bell“ (Martin Kippenberger): Der berühmte gekreuzigte Frosch, bereits früher Gegenstand weltweiter Debatten. Für Ledóchowski ein „Vorsatz der Provokation“.
  • „Zärtlicher Christus“ (Renate Bertlmann): Ein mit Latexnoppen überzogenes Kruzifix. Kritiker sehen darin eine Sexualisierung eines zentralen Glaubenssymbols.
  • „Quaint Sunday / Mary’s Penis N°3“ (Anouk Lamm Anouk): Eine Pietà-Darstellung mit Maria als Transfrau. Laut Christenschutz „eine groteske Verzerrung“ und eine Überschreitung „jeder Grenze des Geschmacks“.

Islam- und Judentums-Schau bräuchten „eigenes Format“

Kurator Günther Oberhollenzer betont, man nehme die Kritik ernst, doch eine gezielte Verletzung religiöser Gefühle sei nicht intendiert. Viele gläubige Besucher hätten die Ausstellung als „herausfordernd, aber anregend“ erlebt. Dass der Fokus ausschließlich auf dem Christentum liegt, begründet er mit dessen prägender Rolle für die europäische Bildtradition. Eine parallele Auseinandersetzung mit islamischer oder jüdischer Kunst wäre möglich, benötige jedoch ein eigenes Konzept und deutlich mehr Platz.

Politische Debatte um Fördergelder

Da das Künstlerhaus öffentliche Mittel der Stadt Wien erhält, schaltete sich inzwischen auch die Politik ein. ÖVP-Kultursprecherin Judith Edelmann mahnt: „Künstlerische Freiheit gilt, aber manche Werke überschreiten die Grenze des Zumutbaren. Reine Provokation schafft keinen Diskurs – öffentliche Förderung sollte mit Verantwortung einhergehen.“

https://www.instagram.com/reel/DSIei-fjJ0j/?igsh=MTJlMTRmdW14cWdvOA==