Flixtrain setzt mit 65 Schnellzügen voll auf Deutschland

Flixtrain setzt alles auf eine Karte: Die 65 neuen Hochgeschwindigkeitszüge sollen ausschließlich in Deutschland fahren – und dem ICE der Deutschen Bahn frontal Konkurrenz machen.

Ein Flixzug verlässt den Hauptbahnhof Köln. Foto: Wikipedia / Commons

Ein Flixzug verlässt den Hauptbahnhof Köln. Foto: Wikipedia / Commons

FRANKFURT. Flix richtet seine Expansionsstrategie im Schienenverkehr neu aus. Das Mobilitätsunternehmen will sämtliche 65 bestellten Hochgeschwindigkeitszüge ausschließlich in Deutschland einsetzen. Damit verabschiedet sich Flixtrain vorerst von dem ursprünglich betonten europäischen Ansatz und setzt voll auf den Heimatmarkt.

Der vor 14 Jahren gegründete Konzern, der mit Fernbussen begann, ist derzeit mit 15 Zügen auf deutschen Trassen unterwegs. Ende Mai hatte Flix eine Großbestellung über 65 Hochgeschwindigkeitszüge mit einem Gesamtvolumen von bis zu 2,4 Milliarden Euro aufgegeben. Die Lokomotiven liefert Siemens, die Züge stammen vom spanischen Hersteller Talgo, der auch Teile der Wartung übernimmt. Die ersten neuen Züge sollen ab 2028 fahren, bereits zuvor will Flixtrain sein Angebot mit zusätzlichen modernisierten Wagen ausweiten.

Mit der Entscheidung greift Flixtrain die Deutsche Bahn direkt an. Der Staatskonzern dominiert den Fernverkehr mit mehr als 400 ICE-Zügen, die Flotte soll bis 2030 auf 450 wachsen. Flix-Chef André Schwämmlein zeigt sich dennoch selbstbewußt. Flixtrain werde neben der Deutschen Bahn „das zweite große Netz im Schienenpersonenfernverkehr“ etablieren, mit vergleichbaren Reisezeiten und Frequenzen.

Ein Angebot mit großen Risiken

Ein zentraler Grund für den Fokus auf Deutschland ist die Verkehrspolitik. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat angekündigt, den Wettbewerb auf der Schiene zu stärken, unter anderem durch niedrigere Trassenpreise. Diese Signale hätten den Ausschlag gegeben, die neuen Züge vollständig im deutschen Netz einzusetzen, heißt es aus dem Unternehmen.

Das Engagement ist für Flix mit erheblichen Risiken verbunden. Anders als im Busgeschäft, das weitgehend mit Partnerfirmen betrieben wird, muß Flixtrain die Züge selbst kaufen und betreiben. Finanziert wird das Projekt durch eine Mischung aus Eigenkapital und Krediten. Entsprechend rechnet das Unternehmen mit einem langen Weg bis zur Profitabilität. Gewinne seien notwendig, aber „noch ein paar Tage hin“, sagte Schwämmlein zuletzt.

Technisch können die neuen Talgo-Züge mit bis zu 230 Stundenkilometern nicht mit den schnellsten ICE-Modellen mithalten, die für 300 Kilometer pro Stunde und mehr ausgelegt sind. Dafür setzt Flixtrain auf ein einfaches, preisgünstiges Konzept mit hoher Kapazität. Die neuen Züge sollen Klimaanlagen, WLAN, barrierefreien Einstieg und Sitzplatzreservierungen bieten, jedoch kein Bordbistro.

Schwämmlein sieht dennoch Wachstumspotential. Ziel sei es, günstigere Tickets als die Deutsche Bahn anzubieten und so zusätzliche Nachfrage zu schaffen. Konkurrenz fürchtet Flixtrain nach eigenen Angaben auch durch einen möglichen Markteintritt der italienischen Staatsbahn FS nicht. „Wir sind ein Kind des Wettbewerbs“, so Schwämmlein.