Die Rückkehr des weltberühmten Schriftstellers nach Heidenreichstein gilt den Veranstaltern als besonderer Moment in der Geschichte des Festivals – als symbolische Heimkehr eines Autors, der von Beginn an mit der literarischen Initiative verbunden war.
Ende März 2026 wird der indisch-britische Autor wieder dort lesen und diskutieren, wo er bereits bei der allerersten Ausgabe des Festivals im Jahr 2006 auftrat. Damals war sein Besuch ebenso überraschend wie prägend und trug maßgeblich dazu bei, „Literatur im Nebel“ rasch über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt zu machen.
Das von Rudolf und Christine Scholten gegründete Festival entwickelte sich in den Folgejahren zu einem Fixpunkt im europäischen Literaturkalender und zog zahlreiche internationale Größen an. Namen wie Amos Oz, Margaret Atwood, Herta Müller, Hans Magnus Enzensberger oder J. M. Coetzee sind seither untrennbar mit Heidenreichstein verbunden.
Salman Rushdie, geboren 1947 in Bombay, zählt zu den einflussreichsten Schriftstellern der englischsprachigen Gegenwartsliteratur. Seine Romane, Essays und Erzählungen wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt. Werke wie „Mitternachtskinder“, „Der letzte Seufzer des Mauren“ oder „Die Satanischen Verse“ machten ihn zu einer globalen literarischen Stimme – und zugleich zu einer der umstrittensten Figuren der internationalen Kulturszene. Seit Jahrzehnten steht Rushdie nicht nur für erzählerische Fantasie und stilistische Kühnheit, sondern auch für ein kompromissloses Eintreten für Meinungsfreiheit, kulturelle Offenheit und die Autonomie der Kunst.
"Die elfte Stunde"
Sein neuer Besuch im Waldviertel fällt in eine besondere Phase seines Lebens und Schaffens. Rushdie wird sein jüngstes Buch „Die elfte Stunde“ vorstellen, das erste belletristische Werk seit dem schweren Attentat auf ihn im Sommer 2022. Damals wurde der Autor bei einer öffentlichen Veranstaltung in den USA mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Er verlor infolge des Angriffs ein Auge und musste einen langen Heilungsprozess durchstehen. In seinem neuen Roman verarbeitet Rushdie diese Erfahrung literarisch und reflektiert Fragen von Gewalt, Verletzlichkeit, Erinnerung und Widerstandskraft.
Bereits in früheren Interviews hatte der Schriftsteller betont, dass ihn das Attentat tief erschüttert, aber nicht zum Schweigen gebracht habe. Vielmehr habe es ihn dazu gezwungen, über das Leben, das Schreiben und die Bedeutung der Fiktion neu nachzudenken. Die Literatur sei für ihn stets ein Ort der Zuflucht und der Freiheit gewesen. Ein Raum, in dem er trotz politischer Bedrohung und persönlicher Gefährdung existieren könne.
Dass Rushdie nun ausgerechnet nach Heidenreichstein zurückkehrt, wird von den Festivalverantwortlichen als besonders stimmig empfunden. Die Veranstaltung am 22. und 23. März 2026 soll diesen „geschlossenen Kreis“ bewusst in den Mittelpunkt stellen und zugleich ein Zeichen für die ungebrochene Kraft der Literatur setzen. Rushdies Rückkehr ins Waldviertel steht damit nicht nur für Kontinuität, sondern auch für die Beharrlichkeit eines Autors, der sich weder einschüchtern noch vertreiben ließ.