Das Ende der Willkommenskultur: Mehrheit will ein Ende des Asyl-Zuzugs - und Rückschiebungen

Was bis vor kurzem von manchen noch als "rechts" oder sogar "rechtsextrem" kritisiert worden ist, sagt jetzt bereits eine klare Mehrheit: Die Zuwanderung müsse gestoppt werden - das zeigt eine neue YouGov-Umfrage.

Asyl, Zustrom 2015 Credit: APA

Asyl, Zustrom 2015 Credit: APA

BERLIN. Zehn Jahre nach der großen Flüchtlingswelle von 2015 hat sich die Haltung der Deutschen zur Migration grundlegend verändert. Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov offenbart eine breite Ablehnung gegen weitere Zuwanderung.

Eine klare Mehrheit bewertet sowohl die illegale als auch die legale Einwanderung der vergangenen Dekade als zu hoch und überwiegend negativ für das Land. Die einst propagierte „Willkommenskultur“ wirkt erschöpft; stattdessen dominieren Bedenken hinsichtlich Integration, Werten und gesellschaftlicher Belastungen.

Die Erhebung aus dem „European Political Monthly“, die regelmäßig in mehreren EU-Ländern durchgeführt wird und nun der WELT vorliegt, zeigt: 81 Prozent der Befragten in Deutschland halten das Ausmaß der illegalen Migration seit 2015 für „viel zu hoch“ oder „eher zu hoch“. Nur fünf Prozent finden es angemessen, und lediglich drei Prozent plädieren für ein höheres Niveau.

Deutschland, als Hauptzielland der Migrationsbewegungen jener Jahre, weist im europäischen Vergleich die stärkste Kritik auf – ähnlich hohe Ablehnungswerte gibt es zwar auch in Frankreich, Italien oder Polen, doch nirgends ist die Skepsis so ausgeprägt.

Bemerkenswert: Selbst die legale Zuwanderung wird mehrheitlich abgelehnt - 57 Prozent der Deutschen empfinden ihr Volumen als zu hoch, während nur knapp ein Viertel es für richtig hält und acht Prozent es sogar als zu niedrig einstufen.

"Große Müdigkeit" beim Thema Zuwanderung

„Wir beobachten eine große Müdigkeit beim Thema Zuwanderung“, kommentiert YouGov-Experte Frieder Schmid die Ergebnisse. „Irreguläre Migration stößt derzeit auf wenig Akzeptanz.“ Viele Bürger verbinden Zuwanderung mit konkreten Problemen wie Wohnraummangel in Metropolen oder Überlastung des Bildungssystems, was die gesamte Debatte beeinflusst – obwohl legale Einwanderung etwas milder beurteilt wird.

Und: 75 Prozent der Befragten sehen in der illegalen Migration der letzten zehn Jahre vorwiegend Schäden für Deutschland, nur drei Prozent überwiegend Vorteile. Die Meinungen zur legalen Zuwanderung: 38 Prozent bewerten sie als schädlich, 24 Prozent als positiv und 31 Prozent sehen sowohl Vor- als auch Nachteile.

Besonders kritisch fällt das Urteil zur Integration aus: 80 Prozent halten die Integration illegal Eingewanderter für gescheitert, davon die Hälfte sogar für „überhaupt nicht erfolgreich“. Deutschland rangiert hier europaweit am Ende, hinter Ländern wie Frankreich (75 Prozent) und Italien. Nur sieben Prozent attestieren Erfolge.

Bei legalen Zuwanderern ist die Bilanz etwas besser: 38 Prozent sehen erfolgreiche Integration, doch 54 Prozent verneinen dies. Kulturelle Differenzen spielen eine zentrale Rolle: 79 Prozent der Befragten glauben, dass illegal Eingewanderte nicht die gleichen Werte teilen wie die einheimische Bevölkerung. Selbst bei legalen Zuwanderern teilt eine Mehrheit von 53 Prozent diese Ansicht, während nur 29 Prozent von geteilten Werten ausgehen.

Mehrheit der Bürger für Aufnahmestopp mit Rückführungen

Diese Stimmung schlägt sich in politischen Forderungen nieder: 60 Prozent wünschen eine deutliche Reduzierung der Migrantenanzahl, würden aber qualifizierten Zuzug weiter zulassen. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent befürwortet sogar einen temporären Aufnahmestopp mit Rückführungen. Unter diesen sprechen sich 88 Prozent für die Abschiebung von Migranten aus, die primär Sozialleistungen beziehen, und 85 Prozent für die Rückkehr irregulär Eingereister.

Die Fakten zur Asyl-Debatte: Seit 2015 registrierte das Statistische Bundesamt 6,5 Millionen Zuwanderer, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zählte 2,8 Millionen Asyl-Erstanträge – häufig nach illegaler Einreise.

Die Hauptgruppen stammen aus Syrien und Afghanistan. Aktuell leben in Deutschland etwa 950.000 syrische Staatsangehörige (Stand Ende 2025, mit leichten Schwankungen je nach Quelle zwischen 948.000 und 975.000) sowie 419.000 Personen afghanischer Herkunft (Stand 2023/2024, mit Zuwächsen durch weitere Aufnahmen).

In Österreich, das ebenfalls stark von der Flüchtlingsbewegung 2015 betroffen war, hat sich die syrische Community auf über 105.000 Personen (Stand 2025) vergrößert, während afghanische Staatsangehörige bei etwa 45.000 bis 50.000 liegen.

Diese Demografie unterstreicht die langfristigen Auswirkungen der Migrationspolitik und erklärt die wachsende Debatte um Steuerung und Integration. Die Umfrage signalisiert eine klare Botschaft an die Politik: Die Bevölkerung fordert von der Politik ein deutlich restriktiveres Vorgehen gegen weitere Zuwanderung.

Für das European Political Monthly befragte YouGov vom 7. bis zum 18. November online 1122 Personen in Deutschland, 1014 in Frankreich, 1013 in Polen, 1071 in Spanien und 1033 in Italien. Für das Eurotrack-Panel befragte YouGov vom 11. bis zum 24. November online 2584 Personen in Deutschland, 2138 in Großbritannien, 1043 in Frankreich, 1061 in Spanien und 1082 in Italien. Die Stichprobe ist jeweils repräsentativ für die Wohnbevölkerung ab 18 Jahren.