Das neue Integrationsbarometer der Bundesregierung, das Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) am Donnerstag offiziell präsentiert, zeichnet ein zunehmend ernüchterndes Bild vom gesellschaftlichen Zusammenleben in Österreich. Die Ergebnisse zeigen eine spürbare Verschlechterung der Stimmung – sowohl gegenüber Migranten insgesamt als auch gegenüber einzelnen Gruppen.
Erhoben wurde das Barometer von „Unique Research“ unter der Leitung des Meinungsforschers Peter Hajek. Befragt wurden 1000 Personen ab 16 Jahren, telefonisch und online, im Zeitraum von 23. Oktober bis 4. November. Seit zehn Jahren misst die Bundesregierung mit dieser Erhebung Einstellungen zum Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.
Grundlage und Zielsetzung des Instruments beschreibt das Integrationsministerium ausführlich.
Besonders deutlich fällt der Vertrauensverlust beim allgemeinen Thema Flucht aus. Nur noch 30 Prozent der Befragten beurteilen das Zusammenleben mit Flüchtlingen als sehr oder eher gut. 62 Prozent empfinden es als eher oder sehr schlecht. Zum Vergleich: Im Juni 2016 lag dieses Verhältnis noch bei 36 zu 52 Prozent. Die Skepsis hat sich damit weiter verfestigt.
Vertrauensverlust über mehrere Gruppen hinweg
Auch beim Blick auf ukrainische Kriegsflüchtlinge zeigt sich eine negative Tendenz. Zwar bewerten 55 Prozent das Zusammenleben weiterhin positiv, doch 31 Prozent sehen es inzwischen kritisch. Im Oktober 2023 lagen die Werte noch bei 59 zu 27 Prozent. Der Abwärtstrend ist moderat, aber klar erkennbar.
Besonders belastet ist laut Barometer das Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen. Nur 25 Prozent sprechen hier von einem guten Zusammenleben, während 66 Prozent es als schlecht empfinden. Im November 2015 lag das Verhältnis noch bei 35 zu 51 Prozent. Die Verschlechterung fällt damit deutlich stärker aus als in anderen Bereichen. Vergleichbare Entwicklungen zeigen auch europäische Erhebungen, etwa im Rahmen der European Social Survey:
Entsprechend skeptisch ist die Einschätzung der staatlichen Steuerungsfähigkeit. Auf die Frage, wie gut Österreich den Zuzug von Flüchtlingen und Asylwerbern bewältigen könne, antworten lediglich 27 Prozent mit sehr oder eher gut. 68 Prozent halten das Land für überfordert.
Integrationsministerin Plakolm sieht sich durch die Ergebnisse bestätigt. „Wer in Österreich leben will, muss Deutsch lernen, arbeiten und sich an unsere Regeln und Werte halten“, erklärte sie mit Verweis auf die hohe Zustimmung zu dieser Aussage. Neun von zehn Befragten teilen diese Grundhaltung. Das neue Integrationsprogramm werde diese Erwartungen „konsequent einfordern“, notfalls auch mit Sanktionen.
Das Integrationsbarometer zeigt damit weniger eine kurzfristige Stimmungsschwankung als eine langfristige Verschiebung. Zehn Jahre nach der Flüchtlingskrise von 2015 ist die gesellschaftliche Geduld deutlich geringer – und das Vertrauen in erfolgreiche Integration spürbar geschrumpft.