Hacker-Affäre in Israel: Iraner stehlen auch Daten von elf Österreichern - ORF-Journalist dabei

Cyber-Angriff auf das iPhone des israelischen Ex-Premiers Naftali Bennett: Auch ein bekannter ORF-Korrespondent sollte sich nun ein neues Mobiltelefon besorgen.

Naftali Bennett, Credit: Getty Images

Naftali Bennett, Credit: Getty Images

JERUSALEM/WIEN. Cyberangriff mit politischer Sprengkraft in Israel: Eine iranische Hackergruppe behauptet, das Mobiltelefon des ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett (53) kompromittiert zu haben. Wie mehrere israelische Medien berichten, erklärte die Gruppierung mit dem Namen „Handala“, sie habe Bennetts Smartphone erfolgreich gehackt und Zugriff auf dessen Inhalte erlangt.

Nach Angaben des israelischen Nachrichtenportals Ynet sprechen die Hacker von einer gezielten Aktion, die sie unter dem Namen „Operation Octopus“ führen. In einer veröffentlichten Erklärung richtet sich die Gruppe direkt an Bennett und greift dabei dessen beruflichen Hintergrund auf. Bennett war vor seiner politischen Karriere Mitgründer eines international tätigen Cybersecurity-Unternehmens und galt lange als Befürworter einer starken digitalen Verteidigungsstrategie Israels.

„Du hast dich stets als eine führende Autorität im Bereich Cybersicherheit präsentiert und dein Wissen der Welt zur Schau gestellt“, zitieren israelische Medien aus der Mitteilung der Hacker. Umso größer sei die Ironie, dass ein iPhone 13 des früheren Regierungschefs „so leicht in die Hände von Handala gefallen“ sei. Weiter heißt es in dem Schreiben, Bennetts angeblich digitales Schutzsystem sei nichts weiter als „eine Papiermauer, die nur darauf wartet, durchbrochen zu werden“.

Wiener Cybersecurity-Team: ORF-Korrespondent genannt

Das Wiener Cybersecurity-Unternehmen ATLAS nennt gegenüber Statement.at ein weiteres hochbrisantes Detail zu diesem Fall: Unter den elf Österreichern, deren Daten bei der aktuellen Hacker-Attacke auf Bennetts iPhone erbeutet worden sind, ist auch ein prominenter ORF-Journalist - laut den Cybersecurity-Experten soll es sich um den Korrespondenten Christian Wehrschütz handeln. Die Namen von den weiteren zehn Österreichern müssen erst überprüft werden, angeblich ist auch der Name eines bekannten SPÖ-nahen Wiener Werbeagentur-Chefs und TV-Talkers auf dieser Liste. Ebenso werden drei deutsche Staatsbürger bei diesem Hacker-Skandal als weitere Opfer genannt.

Christian Wehrschütz, Screenshot: oe24tv
ORF-Journalist Christian Wehrschütz Screenshot: oe24tv

Auch Daten von Elon Musk im Leak

Nikoll Gjokay von ATLAS: "Unter den geleakten Kontaktlisten und Chats sind unter anderem Elon Musk und Emmanuel Macron - und eben elf Personen aus Österreich im Leak."

Der Name der Aktion – „Operation Octopus“ – scheint bewusst an Bennetts frühere politische Rhetorik anzuknüpfen. Der frühere Premierminister hatte den Iran wiederholt als „Kopf des Oktopus“ bezeichnet, dessen Tentakel in Form verbündeter Milizen und Organisationen Israel im gesamten Nahen Osten bedrohten. In dieser Logik zielten israelische Strategien darauf ab, nicht nur einzelne Stellvertreter, sondern die Führung in Teheran selbst unter Druck zu setzen.

Der Vorfall fällt zudem in eine politisch sensible Phase: Naftali Bennett gilt als einer der potenziellen Herausforderer von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei den für das kommende Jahr erwarteten Wahlen. Auch wenn Bennett derzeit kein offizielles Amt bekleidet, wird er in Umfragen und politischen Analysen immer wieder als möglicher Kandidat für eine Rückkehr an die Spitze der israelischen Regierung genannt.

Sollte sich der Hackerangriff als real erweisen, hätte dies nicht nur persönliche, sondern auch sicherheitspolitische Dimensionen. Ein kompromittiertes Mobiltelefon eines ehemaligen Regierungschefs könnte – zumindest theoretisch – Rückschlüsse auf politische Netzwerke, Kommunikationsmuster oder sicherheitsrelevante Abläufe zulassen. Gleichzeitig wäre ein erfolgreicher Angriff ein symbolischer Erfolg für iranische Cyberakteure und ein Imageschaden für Israel, das international als führende Cybermacht gilt.

In den vergangenen Jahren haben sich Cyberangriffe zunehmend zu einem festen Bestandteil geopolitischer Auseinandersetzungen entwickelt. Israel und der Iran werfen sich gegenseitig regelmäßig digitale Sabotageakte vor, etwa gegen kritische Infrastruktur, staatliche Institutionen oder strategische Unternehmen. Öffentliche Bekenntnisse zu solchen Angriffen dienen dabei oft weniger der Informationsvermittlung als der Abschreckung, Provokation oder innenpolitischen Wirkung.

Update: 20.20 Uhr