Mieses Zeugnis: Unsere Schüler bleiben zu oft sitzen
Zu diesem Ergebnis kommt eine neue OECD-Studie. Demnach ist in Österreich der Anteil der Schüler mit einer „Altersabweichung von mindestens zwei Jahren relativ zum altersgemäßen Klassenniveau“ signifikant höher als im internationalen Vergleich, heißt es in der Studie.
An den Volksschulen liegt der Anteil dieser älteren Schüler bei 5,8 Prozent, er ist damit mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt in der EU (2,2 %) sowie der OECD-Länder (2,1%). In der Sekundarstufe I beträgt die Quote in Österreich sogar 9,1 Prozent, hier liegt der EU-Schnitt mit 3,8 Prozent und der OECD-Schnitt mit 4,0 Prozent deutlich darunter.
Hauptgrund für den häufigen Altersunterschied ist die hohe Zahl an Schülern, die eine Klasse wiederholen müssen. Laut Statistik Austria waren 3,7 Prozent aller Schüler Ende des vergangenen Schuljahres nicht zum Aufstieg in eine höhere Schulstufe berechtigt oder konnten das letzte Jahr der Ausbildung bis dahin nicht abschließen – mussten also eine Nachprüfung absolvieren oder die Schulstufe wiederholen.
„Wenn man die Kinder sitzenbleiben lässt, dann gewinnt man wenig“, sagte Andreas Schleicher, Direktor des OECD-Direktorats für Bildung bei der Studienpräsentation: „Bei Sitzenbleibern verändert sich das Leistungsniveau nur geringfügig.“ Wenn Kinder eine Klasse wiederholen, sei das „sehr teuer und auch stigmatisierend“. Man gewinne viel mehr durch eine „frühe Diagnostik“, sagt der OECD-Bildungsexperte.
Neben den Sitzenbleibern erhöhen auch Kinder und Jugendliche, die eine Vorschule besucht haben, diesen Anteil. Dasselbe gilt für Quereingestiegene, wenn sie in eine niedrigere als ihrem Alter entsprechende Schulstufe eingeschult werden mussten. Dazu kommen aber auch Schülerinnen und Schüler, die einen außerordentlichen Status besitzen. Das sind Schülerinnen und Schüler, die zu schlecht Deutsch sprechen, um dem Unterricht folgen zu können, und eine Deutschförderklasse oder einen Deutschförderkurs besuchen.
Schlechter als der Durchschnitt der OECD-Länder liegt Österreich auch bei den Lesekompetenzen der Erwachsenen. So ist der Anteil der 25- bis 64-Jährigen mit niedriger Kompetenz hoch, wie sich in der aktuellsten PIAAC (Programme for the International Assessment of Adult Competencies)-Erhebung zeigt. 31 Prozent fallen in die Kompetenzstufe eins – das bedeutet, sie können nur kurze Absätze lesen und verstehen. Im OECD-Vergleich sind es 27,1 Prozent.