Von der Leyen: Sie will nicht deutsche Bundespräsidentin werden

Ursula von der Leyen will nicht für die deutsche Bundespräsidentenwahl 2027 kandidieren. In einem Interview mit der Leading European Newspaper Alliance erklärte die EU-Kommissionspräsidentin, sie sei „voll und ganz“ ihren Aufgaben verpflichtet und für andere Ämter nicht verfügbar.

Damit beendet sie vorerst Spekulationen, sie könnte vor Ablauf ihrer zweiten Amtszeit 2029 nach Berlin zurückkehren, um das höchste Staatsamt zu übernehmen. Von der Leyen, die seit 2019 an der Spitze der Kommission steht und 2024 wiedergewählt wurde, nutzte das Interview zugleich, um außenpolitische Themen zu betonen.

Sie sprach von der Notwendigkeit einer Zwei-Staaten-Lösung im Nahostkonflikt, forderte „wahre Sicherheit“ für Israel und zugleich ein „sicheres Heute und Morgen“ für die Palästinenser. Maßnahmen der israelischen Regierung der vergangenen Monate seien ein Versuch, diesen Weg zu blockieren, sagte sie. Deshalb habe die EU-Kommission gezielte und verhältnismäßige Schritte gegen Israel vorgeschlagen, auch wenn es schwierig sei, hierfür Mehrheiten zu finden.

Während sie damit ihre internationale Agenda unterstreicht, ist von der Leyens Amtszeit von zahlreichen Kontroversen begleitet. Besonders während der Corona-Pandemie geriet sie in die Kritik, weil milliardenschwere Impfstoffverträge mit Pfizer teils über private Textnachrichten verhandelt wurden. Die Nachrichten wurden später gelöscht – ein Vorgang, der bis heute als intransparent gilt und der „Pfizergate“-Affäre den Namen gab.

Auch die jüngste Ernennung des CDU-Politikers Markus Pieper zum EU-Beauftragten für kleine und mittlere Unternehmen löste Protest aus. Kritiker warfen von der Leyen vor, gegen die Empfehlungen von Auswahlgremien entschieden zu haben.

Zudem sorgte ihre Gesundheit Anfang 2025 für Schlagzeilen, als sie nach einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Beobachter bemängelten, dass das Ausmaß ihrer Erkrankung zunächst verschleiert worden sei.

Auch die Entscheidung, das Ressort für Gleichstellung aufzulösen und mit Krisenvorsorge zusammenzulegen, führte zu scharfer Kritik von Menschenrechtsorganisationen. Im Juli 2025 überstand sie schließlich ein Misstrauensvotum im Europäischen Parlament, das sich vor allem an ihrer Krisenpolitik und den offenen Fragen rund um Impfstoffverträge entzündet hatte.

Trotz dieser Schatten auf ihrer Karriere bleibt von der Leyen fest im Amt. Ihre Absage an die Bundespräsidentenwahl ist zugleich ein Signal, dass sie ihren Fokus auf die europäische Bühne richtet.