Fast vier Wochen nach seiner Bandscheiben-Operation befindet sich Bundeskanzler Christian Stocker (65) nach wie vor im Krankenstand. Anders als von seinen Sprechern kolportiert, konnte der Regierungschef nicht rasch nach dem Eingriff am 30. Oktober seine Amtsgeschäfte wieder aufnehmen. Seit seiner Entlassung aus dem Spital am 3. November hütet Stocker quasi sein Bett in Wiener Neustadt. Er muss die Tage größtenteils im Liegen verbringen, kann maximal eine Viertelstunde aufrecht sitzen.
Selbst eine Autofahrt aus dem heimatlichen Industrieviertel zum Dienstsitz am Wiener Ballhausplatz ist im Moment undenkbar. Dafür kann Christian Stocker nichts, und doch: Die Koordination der ÖVP-Agenden in der Regierungsarbeit einem Polit-Frischling wie Alexander "Xandi" Pröll, dem hoch gejazzten Staatssekretär im Bundeskanzleramt, zu überlassen, war Stockers Idee.
Sich nicht aktiv in die Causa Mahrer einzuschalten, war auch seine Entscheidung. Der ÖVP-Chef habe keine Veranlassung gesehen, sich in Angelegenheiten der Kammer einzumischen, sagen ÖVP-Insider. Dass mit dem Skandal um den WKO-Präsidenten, der trotz Rücktritten offiziell immer noch seine Ämterhäufung betreibt, auch der ÖVP-Wirtschaftsbund mit an die Wand gefahren wurde, buchte der ÖVP-Chef offenbar unter Kollateralschaden ab.
Die Quittungen für die Führungslosigkeit kamen am Wochenende. In aktuellen Meinungsumfragen stürzten die Regierungsparteien ab. In der Steiermark, wo Mario Kunasek (FPÖ) regiert, kam das Dreierbündnis aus ÖVP, SPÖ und Neos gemeinsam nicht einmal mehr auf die 42 Prozent der Freiheitlichen. Im schwarzen Kernland Oberösterreich droht bei den Landtagswahlen 2027 gar der Verlust des Landeshauptmann-Postens, wenn es so weitergeht. Ein Umstand, den die Landes-ÖVP dem Bund zuschreibt: "Es geht den Bach runter, und der Kanzler sitzt im Home-Office", kommentierte ein Landespolitiker süffisant die desaströse Lage seiner Partei. Statement berichtete über den Absturz der ÖVP. (https://statement.at/1084169/jetzt-auch-ovp-unter-20-prozent-abgesturzt-nur-noch-46-prozent-fur-ganze-koalition).
Wann Stocker zurückkehren und sich um die gewaltigen Probleme im Land - Inflationsdebakel und Budget-Desaster - kümmern kann, ist offen. Derweil wird hinter den Kulissen längst eine Obmann-Debatte geführt, ein gänzlicher Abgang Stockers aus gesundheitlichen Gründen scheint nicht mehr gänzlich unwahrscheinlich.
So oder so. Die ÖVP hätte keinen einzigen Tag zu verlieren.