Rückblende: Es ist 1982, die Welt dreht sich um Kalten Krieg und Ölkrisen, und in Wien regiert die SPÖ in einer Alleinregierung unter Kanzler Bruno Kreisky. Alle Ministerposten – inklusive Außen- und Innenministerium – sind fest in roter Hand.

Und genau in diesem Jahr, vor 41 Jahren, soll der damals erst 29-jährige US-Finanzhai Jeffrey Epstein einen echten österreichischen Reisepass in die Finger bekommen haben - ausgestellt auf einen falschen Namen. Ein Dokument, das nur das Innenministerium unter Erwin Lanc (SPÖ) ausstellen konnte.

Und jetzt, im Jahr 2025, könnte sämtliche Hintergründe zu diesem dunklen Geheimnis der österreichischen Innenpolitik mit der bevorstehenden Veröffentlichung aller Epstein-Files komplett auffliegen: War Jeffrey Epstein schon damals ein Schlüsselfigur in einem internationalen Netz aus Waffen, Macht, Geld und Sex mit Minderjährigen?

Kinderpornographie, daneben der österreichische Pass

2019, bei einer Razzia in Epsteins Luxus-Penthouse in New York, finden die Ermittler nicht nur Tausende von Kinderpornos – nein, auch ein grüner österreichischer Pass liegt herum. Mit Epsteins Foto, aber ein anderer Name. Sein Anwalt Alan Dershowitz behauptete damals steif und fest: "Das war nur für den Notfall. Falls Jeff bei Flügen in den Nahen Osten entführt wird – die Gefahr war riesig." Klingt das plausibel? Eher nein: Im laufenden Prozess in New York bestätigen Zeugenaussagen, dass der Pass kein Notfall-Tool war. Er wurde benutzt: Stempel der Zollbehörden beweisen Reisen mit dem österreichischen Pass nach Frankreich, Großbritannien, Spanien und sogar Saudi-Arabien.

Epstein, der pädophile Jet-Setter mit falscher Identität – warum hat Österreich ihm das ermöglicht? Wer war dieser Jeffrey Epstein 1982 wirklich? Der Unternehmer hatte von 1973 bis 1975 Mathematik und Physik an der elitären Dalton School in Manhattan unterrichtet – einer Schule für die Reichen und Schönen der Upper East Side.

Dann, im August 1981, gründet er seine Vermögensverwaltung in New York, spezialisiert auf Milliardäre. Kaum ein Jahr später: der österreichische Pass mit Fake-Namen wird ausgestellt.

Jemand im Innenministerium in Wien muss das genehmigt haben – ein simpler Abteilungsleiter für Pässe? Sicher nicht: Das musste "von ganz oben" abgesegnet werden. Warum war ein junger US-Finanzjongleur aber so wichtig? Wusste er (zu) viel? Oder stand Österreich unter Druck der Reagan-Regierung in den USA? Ronald Reagan, der Cowboy-Präsident, der den Kalten Krieg eskalieren ließ – vielleicht brauchte er Epstein als Verbindungsmann?

Ab 1982 kommen dann Epsteins "goldene Jahre": Als Vermögensverwalter schnappt er sich volle Kontrolle über Kundengelder. Er ist Immobilienmakler, Buchhalter, Anwalt, Treuhänder. Bei 0,5 Prozent Gebühr und 15 Milliarden Dollar verwaltetem Vermögen dürfte er bis zu 75 Millionen Dollar pro Jahr kassiert haben.

Sein erster Mega-Kunde war Adnan Khashoggi, der saudische Waffenhändler und Milliardär. Khashoggi ließ in der Iran-Contra-Affäre Waffen von Israel in den Iran schmuggeln, um die rechten Contras in Nicaragua zu finanzieren.

Und was für Zufall: Genau zur Zeit der Pass-Vergabe an Epstein liefert die österreichische VOEST-Tochter Noricum von 1981 bis 1983 Artilleriegeschütze Typ GHN-45 an den Irak – über Jordanien. Später gehen derartige Geschütze auch an den Iran über Libyen. Das alles war illegal: Österreichs Gesetze verboten Waffenexporte an Kriegsparteien. Insgesamt 340 Kanonen wurden exportiert, davon 140 an den Iran – und Khashoggi soll bei der Aufrüstung mitgemischt haben.

Epstein, Kashoggi, Österreichs Kanonen-Exporte - der rote Faden

Epstein, Khashoggi, Österreich, Waffen: Ist das der rote Faden? Bekam der erstmals 2008 verurteilte Sexualverbrecher deshalb den österreichischen Pass?

Am 10. August 2019 lag der in Untersuchungshaft genommene US-Milliardär dann tot in seiner Zelle – offiziell soll es Selbstmord gewesen sein. Aber wer glaubt das noch? Er war angeklagt, einen Ring zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger betrieben zu haben.

Promis wie Bill Clinton, Prince Andrew und sogar Donald Trump waren alle "gute Bekannte". Viele meinen, es war Mord, um Geheimnisse zu decken.

Und was macht das offizielle Österreich? FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker stellte bereits am 20. Jänner 2022 zu der ganzen Pass-Affäre eine parlamentarische Anfrage an Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Die Antwort: "Die Erhebungen konnten die Existenz des Passes bislang nicht bestätigen." Keine Erkenntnisse? Trotz der offiziellen Gerichtsakten in den USA? Keine Anfrage auf Auskunft bei den Behörden in den USA gestellt?

Gerhard Karner lässt dann noch irgendwie antworten: Nach § 4 Passgesetz 1992 dürfen Pässe nur Österreichern ausgestellt werden. Es gebe keine österreichischen Pässe für Ausländer - "somit stellt sich die Frage gar nicht."

Aber warum deckt Österreichs Regierung die Hintergründe noch immer zu? War Epstein ein Spion, ein Erpresser, ein Verbindungsmann für schmutzige Deals? Lag die damalige SPÖ-Regierung im Bett mit US-Waffenhändlern und sorgte sie damals mit dem Pass für die Sicherheit eines später enttarnten pädophilen Sexualverbrechers?

In wenigen Tagen sollen alle Epstein-Files veröffentlicht werden, US-Präsident Donald Trump hat das bereits mit seiner Unterschrift bestätigt. Die Chancen standen noch nie so gut, dass nun die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Auch wenn das einige Mitmenschen in Wien so gar nicht wollen - statement.at wird darüber weiter berichten.

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