Nächstes Medien-Beben: RTL baut bis zu 1000 Mitarbeiter ab

Die etablierten Medien stecken in einer tiefen Krise, jetzt zieht auch RTL Deutschland die Reißleine. Die Kölner Sendergruppe will wegen der Einbrüche am TV-Werbemarkt bis zu 1000 Beschäftigte abbauen.

RTL deutschland. Foto: Getty Images

RTL deutschland. Foto: Getty Images

Tägliche neue Negativ-Meldungen aus den deutschen und österreichischen Medienhäusern von Print bis TV, der Kahlschlag in den Belegschaften geht unvermindert weiter. Zeitungshäuser hierzulande fegen ihre Redaktionen leer, inzwischen sind bei Österreichs Arbeitsmarktservice mehr als 1000 Journalisten arbeitslos gemeldet.

Die Styria Media Group, Herausgeberin der „Kleinen Zeitung“ und der „Presse“, meldete beim AMS mehr als 50 Kündigungen an, bereits im Frühjahr hatte der „Kurier“ mehr als 60 Stellen gestrichen, der „Standard“ trennte sich von 25 Mitarbeitern, also fast von einem Fünftel seiner Redaktion. Selbst die große "Kronen Zeitung" trennt sich von 50 Mitarbeitern, ebenso läuft bei "Heute" ein "Evaluierungsprozess". Auch die RMA-Gruppe und die „Presse“ kürzten Personal, während die Puls-Gruppe ihr Nachrichtenangebot von Puls 24 Online komplett einstellte und 25 Angestellte entließ. Selbst der finanzstarke ServusTV-Konzern, getragen vom Milliardenvermögen des Red-Bull-Erbes, trennte sich zuletzt von 60 Mitarbeitern – der bisher härteste Einschnitt im österreichischen Privatfernsehen.

Im deutschen Privatfernsehen sieht es noch weit bedrohlicher aus, wie die aktuelle Entwicklung bei RTL zeigt. Unter dem legendären Wiener Sender-Boss Helmut Thoma einst zum Branchenprimus aufgestiegen und mit den Tochterunternehmen VOX, dem Nachrichtenkanal n-tv und der Streaming-Plattform RTL+ zum Fernseh-Giganten avanciert, blicken die Kölner jetzt in eine düstere Zukunft.

Von den 7500 Mitarbeitern sollen laut vereinbartem Sozialplan 800 bis 1000 das Medienunternehmen verlassen - etwa 13 Prozent der Belegschaft. Die Gründe für den Kahlschlag sind klar: Der deutsche TV-Werbemarkt ist massiv eingebrochen, während US-Streaming-Giganten wie Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video den Zuschauern das klassische Fernsehen abspenstig machen. RTL+ hat zwar europaweit über sieben Millionen Abonnenten – doch die digitalen Erlöse können den Wegfall der hochpreisigen TV-Werbeeinnahmen nicht ausgleichen.

Der Sparzwang trifft auch die öffentlich-rechtlichen Sender, zuletzt sorgte der Schweizer Rundfunk (SRG) durch einen radikalen Schrumpfungskurs für Aufsehen. Dort werden 900 Stellen abgebaut, während der heimische ORF dank üppiger Alimentierung durch die Gebührenzahler moderater davon kommt - Statement berichtete (https://statement.at/1086719/schweizer-staatsfunk-baut-900-stellen-ab-und-was-macht-der-orf).