Weiterhin schlechte Arbeitsmarktdaten für das kommende Jahr, dazu eine noch immer hohe Inflationsrate von mehr als 2,6 Prozent für 2026: Die Experten der Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS (Institut für höhere Studien Wien) lassen bei ihrem aktuellen Mediengespräch am heutigen Donnerstag die Pläne von Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und der gesamten ÖVP-SPÖ-NEOS-Koalition platzen.
Nun ist auch offiziell bestätigt, dass die vom Bundeskanzler angekündigte Reduzierung der Inflation auf nur zwei Prozent im kommenden Jahr ein unerfüllbares Versprechen war. Und Wirtschaftswissenschaftler Gabriel Felbermayr, der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, sagt auch ganz klar, dass das Sinken der Inflationsrat von derzeit 4 auf 2,6 Prozent eine "technische Reduzierung" sei - statement.at berichtet dazu vorab (Statement Österreich - Die Koalition und die Inflation: Trotz besserer Daten werden im Januar die Preise weiter steigen).
Allerdings riskieren Österreichs führende Konjunkturforscher auch etwas Optimismus bei ihrer Bewertung der kommenden zwei Jahre: Nach einer langen Phase gedämpfter Erwartungen mehren sich die Hinweise auf eine mögliche wirtschaftliche Stabilisierung.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO spricht in seiner am Donnerstag präsentierten aktuellen Prognose von „Licht am Ende des Tunnels“ für die heimische Wirtschaft. Auch das Institut für Höhere Studien (IHS) sieht Anzeichen einer Entspannung und verweist auf eine „schrittweise Belebung der Investitionstätigkeit“.
Beide Institute haben ihre Wachstumsprognosen für die Jahre 2025 und 2026 (IHS Konjunkturprognose) gegenüber der Einschätzung vom Oktober geringfügig angehoben. Die Anpassungen fallen zwar moderat aus, markieren jedoch eine Richtungsänderung. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass die neuen Prognosen diesmal ohne zusätzliche Abwärtskorrekturen auskommen. In den vergangenen Quartalen waren selbst kleine Verbesserungen häufig von neuen negativen Überraschungen begleitet worden.
Dass diese ausbleiben, werten Beobachter als Signal für eine allmähliche Beruhigung der wirtschaftlichen Lage. Auch wenn von einer dynamischen Erholung noch keine Rede ist, deutet sich zumindest ein Ende der Serie immer neuer Rückschläge an.
Nur ein Prozent Wirtschaftswachstum
Das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung nach einem Wachstum von 0,5 Prozent im laufenden Jahr im kommenden Jahr um 1,2 Prozent zulegen wird. Das Institut für Höhere Studien (IHS) zeigt sich etwas zurückhaltender und prognostiziert für das nächste Jahr ein Plus von rund einem Prozent. Für das Jahr 2027 erwarten beide Institute eine Fortsetzung des Aufwärtstrends in ähnlichem Tempo, weisen jedoch darauf hin, dass Prognosen mit einem derart langen Zeithorizont naturgemäß "mit hoher Unsicherheit behaftet" sind.
Als zentral gilt aus Sicht der Konjunkturforscher vor allem die Entwicklung am Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosigkeit dürfte nur leicht sinken, während gleichzeitig mit einem moderaten Anstieg der Beschäftigung gerechnet wird - die Wirtschafts-Weisen rechnen mit einer Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent, 380.000 Bürger bleiben damit ohne Jobs.
Deutliche Kritik setzt es von den Wirtschaftsforschern für die Bundesregierung: Das Defizit werde zu lasch bekämpft, es bleibt auch 2026 bei 4,2 Prozent (jetzt 4,6 Prozent), die Schuldenquote steige weiter: Gabriel Felbermayr: "Der reale Staatskonsum stieg seit 2019 um 16 Prozent, das BIP jedoch nur um 3,5 Prozent."
Opposition zu Wirtschaftsprognosen: "Beschönigend"
Als „unzureichend und beschönigend“ bewertete heute die FPÖ-Wirtschaftssprecherin Barbara Kolm die aktuellen Wirtschaftsprognosen von WIFO und IHS. Der von der Regierung verbreitete Optimismus sei angesichts der zugrundeliegenden Daten nicht gerechtfertigt und verschleiere die tatsächlichen Herausforderungen für den Standort Österreich.
Die Nationalratsabgeordnete relativierte die positiv dargestellten Zahlen: „Im Ergebnis sehen WIFO und IHS für 2025 kein Wachstum. Ein Plus von 0,5 Prozent übers ganze Jahr ist nichts, was man als Wachstum bezeichnen soll, sondern besser als statistische Schwankung aufgrund der Lage der Feiertage. Das ist nichts, worauf man sich als Regierung ausruhen kann.“
Besonders kritisch sieht die Wirtschaftssprecherin die Prognosen für das Folgejahr, deren Grundlage durch jüngste politische Entscheidungen bereits untergraben werde. „Für 2026 prognostizieren WIFO und IHS rund plus 1,0 Prozent an Wirtschaftswachstum. Ich vermute, dass das Ergebnis im Rückblick wieder unter den Prognosen liegen wird. Weil die Koalition hat mit den Grünen im ElWG gerade die Klimaneutralität 2040 mit 2/3 Mehrheit verankert. Und damit ist für 2026 bereits die nächste inflationäre Teuerungsrunde vorprogrammiert“, so die Warnung von Kolm.
Die gesamte Prognose: IHS Konjunkturprognose
Update: 12.40 Uhr